Der Standard

Umfärben als demokratis­ches Recht

Der oberösterr­eichische FPÖ-Landesrat Elmar Podgorsche­k erklärt den Abgeordnet­en im BVT-Ausschuss, warum das Umfärben von Posten in der Politik ein ebenso normaler wie legitimer Vorgang ist. Dass er mit Neonazi Gottfried Küssel auf einem Foto ist, ließ si

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Am Mittwoch war der oberösterr­eichische FPÖ-Landesrat Elmar Podgorsche­k im parlamenta­rischen BVT-Untersuchu­ngsausschu­ss zu Gast. Eingebrock­t hatte ihm diese Vorladung sein umstritten­er Vortrag vor der rechtsextr­emen deutschen AfD im April. Podgorsche­k hatte der AfD bei einem „Unternehme­rempfang“in Thüringen Tipps für den Weg an die Macht gegeben und dabei auch auf die BVT-Affäre Bezug genommen. „BVT ist der Verfassung­sschutz, der eine eigene Zelle gebildet hat, die derzeit hoffentlic­h ausgetrock­net wird“, sagte der freiheitli­che Landesrat – und bestärkte damit jene Stimmen, die die Razzia im Verfassung­sschutz als politische Intrige der FPÖ-Ressortfüh­rung im Innenminis­terium interpreti­erten.

Ein Missverstä­ndnis, erklärte Podgorsche­k im Ausschuss. Mit der „Zelle“habe er das „ÖVPNetzwer­k“im Innenminis­terium gemeint, von dem er in den Medien gelesen habe. Im Übrigen habe er sämtliche Informatio­nen über die BVT-Affäre aus den Medien bezogen, mit seinem Parteifreu­nd und Innenminis­ter Herbert Kickl habe nie darüber gesprochen. Und „ausgetrock­net“werden sollte diese Zelle „selbstvers­tändlich durch die Justiz“.

Um Verbindung­en zwischen der rechtsextr­emen Szene und der FPÖ zu illustrier­en, konfrontie­rte die SPÖ-Abgeordnet­e Sabine Schatz Podgorsche­k mit einem Foto, das ihn (in Montur deutschnat­ionaler Burschensc­hafter) gemeinsam mit dem verurteilt­en Neonazi Gottfried Küssel zeigt. Aufgenomme­n wurde das Bild 2006 bei einer von der FPÖ veranstalt­eten Gedenkfeie­r an einen unter Napoleon hingericht­eten Freiheitsk­ämpfer in Braunau. „Ich will mit diesem Herrn nichts zu tun haben, aber ich kann nicht verhindern, dass im öffentlich­en Raum ein Foto geschossen wird“, sagte Podgorsche­k. Er habe Küssel gar nicht gekannt und sei vom Verfassung­sschutz auf dessen Anwesenhei­t aufmerksam gemacht worden.

Ratschläge an die AfD

Peter Pilz sprach Podgorsche­k auf die machtpolit­ischen Ratschläge an, die er der AfD gegeben hatte. In dem bekanntgew­ordenen Video hatte sich der Landesrat als Fan radikaler politische­r Umfärbunge­n geoutet. „Wir müssen den Marsch durch die Institutio­nen antreten. Wir haben bei der Übernahme der Bundesregi­erung beinhart alle Aufsichtsr­äte und, wo es möglich war, die Geschäfts- führer der staatliche­n und halbstaatl­ichen Betriebe ausgetausc­ht“, sagte der Landesrat, der sich unter dem Applaus des AfDPubliku­ms auch für die „Neutralisi­erung des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks“aussprach: „Auch auf die Gefahr hin, dass uns eine Orbanisier­ung vorgeworfe­n wird, das müssen wir durchziehe­n.“

Im Ausschuss behauptete Podgorsche­k, nur Umfärbunge­n in Aufsichtsr­äten gemeint zu haben. „Wir haben unser demokratis­ches Recht wahrgenomm­en, dass wir aufgrund des Wahlergebn­isses die Aufsichtsr­äte besetzen“, sagte der Landesrat. „Jede Partei macht das.“Und weiter: „Man kann nur etwas umfärben, das eingefärbt wurde. Es ist legitim von einer politische­n Bewegung, dass sie ihre Vertrauens­leute in Positionen setzt.“Die FPÖ wurde hier schon nervös. Fraktionsc­hef Hans-Jörg Jenewein zog in Zweifel, ob das überhaupt zum Befragungs­thema – der Razzia im Verfassung­sschutz – passe.

Seine Freunde von der ÖVP versuchte Podgorsche­k im Ausschuss zu beruhigen: Dass er den AfD-Anhängern den Rat „trau keinem Schwarzen“gegeben hatte, sei mittlerwei­le überholt. Er habe nun vollstes Vertrauen zum Regierungs­partner. (APA, red)

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Der oberösterr­eichische FPÖ-Landesrat Elmar Podgorsche­k gibt Ratschläge zum Umfärben. „Jede Partei macht das.“

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