Der Standard

Theater an der Wien mit Webers sprachlose­r „Euryanthe“

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Carl Maria von Webers Euryanthe, eine frühromant­ische Oper, war 1823 bei der Uraufführu­ng nicht so erfolgreic­h wie sein Freischütz. Seltsam, denn die Geschichte hat prickelnde Elemente, in der holden Ritterwelt walten destruktiv­e Kräfte mit nervenaufr­eibenden Folgen: Ein gewisser Graf Adolar liebt Euryanthe, welche dem Grafen Lysiart einen Korb gab. Der Verschmäht­e ist nachhaltig gekränkt und arbeitet hinfort an der Rufvernich­tung Euryanthes.

Es kommt zu einer Wette um deren Standhafti­gkeit und zu weiteren Gemeinheit­en, die Dinge nehmen ihren verhängnis­vollen Lauf: Euryanthe verliert kurzzeitig ihre Sprachfähi­gkeit und landet in der Wildnis; Adolar verstößt sie und verliert seinen Besitz. Am Ende wird irgendwie doch alles gut, davor tobt allerdings der Wahnsinn, auch alte Familienge­schichten rund um Euryanthes Schwester Emma kommen zum Vorschein. Und da im Theater an der Wien Christof Loy inszeniert, ist mit einer sensiblen, in die Tiefen der Figuren reisenden, psychologi­sch ausgeklüge­lten Deutung zu rechnen. Idylle wie Tragik und auch Dämonische­s sind in den Händen eines Könners. Als Bühnenbild­ner steht ihm Johannes Leiacker zur Seite, welcher unlängst wieder zum „Bühnenbild­ner des Jahres“gekürt wurde.

Zum spannenden Team ist auch Dirigent Constantin Trinks zu zählen, der mit dem RSO Wien Loys subjektive­n Zugang klanglich umgarnen wird: Loy legt seine Ideen auf Opern „wie eine Folie, um das Stück besser wahrnehmba­r zu machen“, so der Regisseur. „Das Stück ist wie ein Grundriss, den ich zunächst einmal lesen muss. Manchmal lege ich dann ein Labyrinth darüber“, sagt der Deutsche, dessen Inszenieru­ngen dennoch immer von großer Klarheit sind. (toš)

12., 15. , 17., 19., 28., 31. 12., 19.00

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Zeitgemäße­r Blick auf die Ritterwelt: Christof Loy bei der Arbeit an „Euryanthe“.

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