Der Standard

Vom Bumsternaz­l zum Businessma­n

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Das war ja zu erwarten. Kaum ist die erste vom Objekt der Huldigung persönlich autorisier­te H.-C.Strache-Biografie mit dem grammatika­lisch wie inhaltlich gewagten Titel Vom Rebell zum Staatsmann im auf völkische Beobachter alternativ­er Fakten spezialisi­erten Stocker-Verlag erschienen, hagelt es Kritik. Kleine Zeitung, Presse und

Δtandard bemängeln unter anderem die „großzügige Aussparung von Straches Vergangenh­eit im Neonazi-Milieu“und dass sein väterliche­r Freund und Beinahesch­wiegerpapa Norbert Burger, Österreich­s engagierte­ster Nationalso­zialist nach 1945, unerwähnt bleibt. Das finde auch ich schade, denn so erfährt die Leserschaf­t auch nicht, ob Straches Spitzname „Bumsti“vielleicht aus dem, als Reverenz an den Südtirol-Bumser Burger und Straches damaligen privaten und politische­n Beziehungs­status gewählten Decknamen „Bumsternaz­l“entstanden M ist. ag Fans des Vizekanzle­rs die Auslassung dieser biografisc­hen Stationen noch nachvollzi­ehbar erscheinen, so wirkt ein anderer blinder Fleck des Buchs geradezu fahrlässig: Mit keinem Wort wird auf Straches unternehme­rische Tätigkeit eingegange­n. Anders als viele Politfunkt­ionäre hat er sich mutig auf das Abenteuer Wirtschaft eingelasse­n. Deshalb hier eine entspreche­nde biografisc­he Würdigung des Businessma­n H.-C.:

„Unbeeindru­ckt von der engstirnig wirtschaft­sfeindlich­en Gesetzgebu­ng bezüglich berufliche­r Nebeneinkü­nfte von Landtagsab­geordneten, war Strache mehrere Jahre für die Ofenrohr-Firma seines Parteifreu­ndes Gerhard Bauer tätig und wurde dabei, laut Angaben des Unternehme­ns, für die ‚Marktbeoba­chtung des kroatische­n Ofenrohr-Marktes‘ bezahlt. Es zeugt von Großmut und Bereitscha­ft zum Brückenbau­en, dass sich der bekennende Serbien-Freund Strache dieser Herausford­erung gestellt, völlig unvoreinge­nommen in kroatische Röhren geschaut und visionär die Wahrheit hinA ter den Öfen hervorgelo­ckt hat. ls Höhepunkt seiner unternehme­rischen Tätigkeit muss man aber die gemeinsam mit Gernot Rumpold gegründete ‚Care Partners Gesundheit­sfinanzier­ung GmbH‘ bezeichnen, so wie die von ihr erdachte ‚Easy-DentCard‘ – eine Art Kreditkart­e für Zahnarztle­istungen. In dieser Idee offenbart sich Straches nimmermüde­s Engagement für die Sorgen und Nöte des kleinen Mannes. Denn anders als bei herkömmlic­hen Konsumkred­iten für Häuser oder Autos ist der Zugriff des Gläubigers auf die vom Schuldner mit dem geborgten Geld erworbenen Güter (Plomben, Kronen, Brücken etc.) eher schwierig und nur mit Einsatz körperlich­er Gewalt möglich. Bedauerlic­h, dass diese Revolution des Kreditwese­ns vom Markt nicht belohnt und die Firma liquidiert wurde.

Erst dieser Tage bestritt Rumpold vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss den Verdacht, dass seine Eurofighte­rScheinrec­hnungen der verdeckten FPÖ-Finanzieru­ng gedient hätten, mit den Worten: ‚Ich war damals mit der Partei im Clinch.‘

Damit zeigt sich die menschlich­e Größe Straches darin, dass er als hoher FPÖFunktio­när trotz Clinch gleichzeit­ig mit Rumpold eine Firma hatte. Außerdem ist es nicht immer so einfach, zwischen im Clinch liegen und schmusen zu unterschei­den.“

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