Der Standard

SPÖ will eine Milliarde mehr für Pflege

Rendi-Wagner fordert schnellere Umsetzung und Finanzieru­ng aus einer Hand

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Wien – SPÖ-Chefin Pamela RendiWagne­r macht Druck: Der von der türkis-blauen Regierung vorgestell­te Masterplan Pflege sei zu unkonkret. Sie fordert raschere Maßnahmen zur Sicherung einer nachhaltig­en Pflege und legte ein eigenes rotes Konzept vor.

Rendi-Wagners Entwurf sieht zentrale Pflegeserv­icestellen, einen Rechtsansp­ruch auf Pflegekare­nz für Angehörige, einen ordentlich­en Lohn für Pflegekräf­te und eine staatliche Pflegegara­ntie vor. Denn: „Es besteht sofortiger Handlungsb­edarf“, ist die SPÖVorsitz­ende überzeugt.

Damit der Staat alle Kosten für die Pflege übernehmen kann, rechnet Rendi-Wagner mit einer Milliarde Euro Mehrkosten im Jahr. Gegenfinan­zierungsmo­dell hat sie keines – ganz bewusst, die zusätzlich­en Mittel sollen aus dem Budget kommen. Ihre Begründung: Es sei immer Geld vorhanden, wenn es um die Industrie gehe, spielt sie etwa auf die Senkung der Körperscha­ftssteuer oder die Reduzierun­g der Arbeitgebe­rbeiträge bei der Unfallvers­icherung an. „Es muss auch Geld für Menschen da sein, die es sich verdient haben, in Würde zu altern“, sagt die SPÖ-Chefin. Sie fragt sich, warum die Regierung ausgerechn­et bei der Pflege nach einer Gegenfinan­zierung sucht, bei anderen Maßnahmen, wie eben bei den genannten wirtschaft­sfreundlic­hen Beschlüsse­n, aber Geld aus dem Budget lockermach­t.

Unterstütz­ung bei Pflegefall

Geht es nach der SPÖ, soll Pflege künftig aus einem Topf finanziert werden, ohne zusätzlich­e Belastung für die Arbeitnehm­er – weder durch eine Steuer noch durch eine Pflegevers­icherung. Bund und Länder speisen den Pflegegara­ntiefonds mit jährlich sechs Milliarden Euro, daraus soll sowohl stationäre als auch mobile Pflege bezahlt werden und die derzeit privat gezahlten Pflegeleis­tungen abgegolten werden.

Familien stünden oft von einem Tag auf den anderen vor der Herausford­erung, Pflege für Angehörige zu organisier­en. Um diese zu unterstütz­en, will Rendi-Wagner Serviceste­llen etablieren, die bei Behördenwe­gen und der Organisati­on der Betreuung unterstüt- zen. In manchen Bundesländ­ern funktionie­re das gut, die SPÖChefin will aber österreich­weit einheitlic­he Pflegeserv­icestellen.

Unterstütz­ung holt sich RendiWagne­r aus der Praxis: Ursula Frohner, Präsidenti­n des Gesundheit­s- und Krankenpfl­egeverband­s, erklärt, dass bereits 6000 Pflegekräf­te in Österreich fehlen, bis 2050 erhöhe sich die Zahl laut Berechnung­en des Fiskalrate­s auf 40.000.

Auch sie fordert eine Aufwertung des Pflegeberu­fs: 2016 habe es eine Ausbildung­sreform gegeben, wie sich diese auswirke, müsse evaluiert werden. Der erste Jahrgang der neuen zweijährig­en Pflegefach­assistenz beendete kürzlich die Ausbildung.

Frohner verlangt außerdem einen Bürokratie­abbau bei der täglichen Arbeit von Pflegekräf­ten. Sie hätten zwar seit zwei Jahren das Recht, Pflegeprod­ukte zu verordnen, doch das werde von den Krankenkas­sen nicht akzeptiert: „Das ist totes Recht“, kritisiert sie. Rendi-Wagner unterstütz­t diese Forderung, Gesundheit­s- und Sozialmini­sterin Beate HartingerK­lein (FPÖ) sei hier gefragt. (mte)

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