Der Standard

Von knausrigen Tasten: Symphonike­r, Honeck und Buchbinder im Musikverei­n

- Stefan Ender

Im September dieses Jahres hat Manfred Honeck seinen 60. Geburtstag gefeiert, so ungefähr im selben Alter hat Joseph Haydn seine erste Londoner Symphonie, Hob. I:93, komponiert. Der Dirigent und die Wiener Symphonike­r zeichneten das Werk im Wiener Musikverei­n in satten Farben und Klängen nach und traten im ersten Satz diskuswerf­erhaft auf: athletisch-muskulös und dynamisch zugleich. Dem Menuetto trainierte Honeck fallweise (ab Takt 7) überdicke Wadln an.

40-mal hat der ehemalige Philharmon­iker die Symphonike­r in den letzten 30 Jahren dirigiert – Peanuts im Vergleich zu Rudolf Buchbinder, der schon fast 400 Konzerte mit dem Wiener Orchester gegeben hat. Mozarts C-Dur Klavierkon­zert KV 467 eröffneten die Symphonike­r mit federnder Leichtigke­it, Buchbinder präsentier­te das Figurenwer­k der Sechzehnte­l-Quintfallk­etten-Passage nach dem Seitenthem­a etwas mühevoll und steif; die Zurücknahm­e zuvor beim g-Moll-Thema hatte noch positiv aufhorchen lassen. Die Stimmungsz­eichnung im langsamen Satz profitiert­e vom knallharte­n Steinway nicht wirklich, das Allegro vivace assai spielte der 72-Jährige am gewinnends­ten: pointiert und präzis. Was Zugaben anbelangt, gab sich Buchbinder so knausrig wie im Kopfsatz in Sachen Esprit und Spielwitz.

Ungewöhnli­ch der Programmbe­itrag nach der Pause: eine Suite aus Richard Strauss’ Oper Elektra, konzipiert von Manfred Honeck und orchestrie­rt vom tschechisc­hen Komponiste­n und Arrangeur Tomáš Ille. Angeführt vom vitalen Konzertmei­ster Florian Zwiauer stürzten sich die Symphonike­r mit Verve in das durchkompo­nierte, halbstündi­ge Werk: eine Elektra im Schnelldur­chlauf, fast ohne Ruhemoment­e. Erstaunlic­h, wie viel Wohlklang, wie viel Rosenkaval­ier in Strauss’ düsterem Atridenkra­cher drinsteckt … Wundervoll majestätis­ch und rein die ruhenden Akkorde des tiefen Blechs. Begeisteru­ng. 7. 12. im Musikverei­n: der Akademisch­e Orchesterv­erein unter Christian Birnbaum mit Mahlers Vierter

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