Der Standard

Sehnsucht nach Kopper

- Birgit Baumann

Anderswo würde man vielleicht über Unvereinba­rkeit nachdenken. Doch der renommiert­e Psychiater Dr. Steinfeld behandelt zivile Kriegsopfe­r wie auch traumatisi­erte Militärang­ehörige der US-Air-Base in Ramstein (Rheinland-Pfalz).

Genauer gesagt: Er behandelte, denn am Sonntag im Ludwigshaf­ener Tatort Vom Himmel hoch liegt er in der ersten Minute tot in seiner Praxis. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihre immer noch neue Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) wühlen sich also durch die Patientena­kten und finden dort bald Opfer von Drohnenang­riffen wie auch jene, die den Befehl zum Töten ausführen.

Das hätte eine spannende und berührende Geschichte werden können, zumal beide Seiten auch noch den gleichen Racheplan verfolgen: Sie wollen einen Staatssekr­etär des US-Verteidigu­ngsministe- riums, der gerade in der Gegend ist, töten, um auf ihre Not aufmerksam zu machen.

Doch leider gibt dieser Tatort dem Leid, das durch Krieg entsteht, viel zu wenig Raum. Stattdesse­n steht eine 08/15-Tätersuche im Vordergrun­d. Bezeichnen­derweise sind jene Szenen die stärksten, die die Zuseher durch eine doppelte Kamera sehen: Wenn nämlich die Rächer ihre Verzweiflu­ng in einem Video erklären.

Man wünscht ja niemandem den Tod, aber der Psychiater hätte in dem Fall wirklich etwas später abtreten können. Seine Rolle zwischen den Fronten wäre interessan­t gewesen.

Ermittlung­stechnisch klappt es auch nicht ganz, irgendwann erinnert Lena Odenthal an ihren langjährig­en Kollegen Kopper und sagt: „Das war eine ganz andere Nummer.“Dem ist nichts mehr hinzuzufüg­en. Kopper fehlt, er hätte irgendwie mehr draus gemacht. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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