Kindergarten: Mehr als „nur spielen und basteln“
Die zweite Auswertung einer Umfrage widmet sich Ausbildung und Berufsalltag der Elementarpädagoginnen. Nur eine knappe Mehrheit sieht sich gut auf die berufliche Tätigkeit vorbereitet.
Fast 600 Elementarpädagoginnen und -pädagogen haben den Onlinefragebogen rund um Ausbildung und Berufsrealität ausgefüllt. Deutliches Verbesserungspotenzial sehen die Befragten bereits bei der Ausbildung: Mit 53 Prozent befand nur eine knappe Mehrheit, „gut“oder „sehr gut“auf den Beruf vorbereitet worden zu sein. 47 Prozent hingegen gaben auf der Schulnotenskala an, „befriedigend“oder gar schlechter für die berufliche Tätigkeit in Krippe und Kindergarten gerüstet gewesen zu sein.
An der Spitze der Verbesserungswünsche hinsichtlich der Ausbildung rangiert mehr Praxisnähe: längere zusammenhängende Praxisblöcke und eine stärkere Verschränkung von Theorie und Praxis. An zweiter Stelle der häufigsten Nennungen steht die Arbeit mit den Eltern: Wie Gespräche geführt und schwierige Themen angesprochen werden, käme in der Ausbildung zu kurz. Neben der Schulung in Konfliktmanagement wünschen sich die Pädagoginnen auch vermehrt Inhalte zum Umgang mit schwierigen Kindern sowie eine bessere sonderpädagogische Ausbildung. Der Bedarf an entsprechendem Wissen, um besser auf Kinder und ihre Bedürfnisse eingehen zu können, nehme stetig zu.
Mehrfach genannt wurde zudem eine Akademisierung der Ausbildung. Viele der befragten Pädagoginnen und Pädagogen sprachen sich zwar nicht unbedingt dafür aus, stimmten aber für eine Elementarpädagogikausbildung ab der Matura. Denn wer die Ausbildung im Alter von 14 Jahren beginne, sei für die vermittelten Inhalte vielfach noch zu jung.
Zum Berufsalltag befragt zeigte sich der Großteil mit der Größe der Gruppen und dem Betreuungsschlüssel unzufrieden – ein Punkt, der auch von vielen Eltern angesprochen worden war. Viele Pädagoginnen gaben an, zusammen mit nur einer Helferin für 25 Kinder verantwortlich zu sein. Im Krankheitsfall oder wenn Kochund Reinigungsarbeiten anstehen, dann sei eine Person mit der Kindergruppe allein.
Besserer Betreuungsschlüssel
Das Missverhältnis zwischen großen Kindergruppen und wenig Personal zeigte sich auch bei der offen formulierten Frage nach strukturellen Verbesserungsmöglichkeiten. Die überwiegende Mehrheit der Pädagoginnen und Pädagogen (75 Prozent) nannte bessere Betreuungsschlüssel und mehr Personal als Ziel für die Branche.
An zweiter Stelle wurde eine bessere Bezahlung gefordert, gefolgt vom Wunsch, mehr Zeit für Vorbereitungsarbeiten und für Gespräche mit Eltern zu haben. Weitere häufiger genannte Punkte, um die Situation in Krippen und Kindergärten zu verbessern, waren bezahlte Weiterbildung und Supervision, mehr Anerken- nung und Wertschätzung sowie zusätzliche Räume und mehr Geld für pädagogisches Material. Nicht zuletzt wies manch eine Elementarpädagogin auf ein erforderliches Umdenken in der Gesellschaft hin: „Dieser Beruf ist mehr als ‚nur spielen und basteln‘.“
Hinweis zur Umfrage: Die im September durchgeführte Umfrage, an der 588 Elementarpädagoginnen und -pädagogen teilgenommen haben, ist weder repräsentativ für die gesamte Community noch für die österreichische Bevölkerung. Für die Auswertung haben wir Antworten auf offene Fragen kategorisiert und quantifiziert.