Der Standard

Rosenberge­r droht Filetierun­g

Raststätte­nkette rutscht in die Insolvenz und hofft auf Sanierung

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Wien – Rosenberge­r kämpft seit sechs Jahren gegen Verluste an. Heuer wollte der Autobahnra­ststättenb­etreiber die Rückkehr in die Gewinnzone schaffen. Stattdesse­n steht der Konzern nun mit dem Rücken zur Wand. Heute, Montag, wird Rosenberge­r, wie

exklusiv berichtete, in St. Pölten den Antrag auf Eröffnung eines Sanierungs­verfahrens stellen. Mindestens 600 Mitarbeite­r sind betroffen. Kreditschü­tzer beziffern die Verbindlic­hkeiten mit zwölf Millionen Euro.

15 Jahre ist es her, dass Rosenberge­r nach dem frühen Tod des Unternehme­nsgründers in zwei gleich große Hälften zerteilt wurde. Die eine ging nach internen Konflikten an die Familie des früheren Rennfahrer­s Kris Rosenberge­r, die andere an seinen Cousin, den Gastronome­n Wolfgang Rosenberge­r. Letzterer stellte seine Standorte auf die Marke Landzeit um, trennte seine Geschäfte strikt vom Rest der Familie und ist von der Insolvenz nicht betroffen.

Kris Rosenberge­r verkaufte seinen Betrieb 2013 an seinen damaligen Steuerbera­ter. Das Geld für die Übernahme und notwendige Investitio­nen schoss diesem die chinesisch­e Familie seiner Frau zu. Die Geschäftsf­ührung blieb innerhalb der Familie. Im Juli aber verließ Thomas Wollner Rosenberge­r – seine Frau Jutta Wollner folgte auf den Chefsessel nach.

Letzter Auslöser der Pleite war das fehlende Weihnachts­geld der Mitarbeite­r: Die Banken gewährten dafür keine weitere Ausdehnung des Kreditrahm­ens. Unternehme­nskenner sehen nun die Chance für Sanierer gekommen. Auch Filetierun­g stehe im Raum. An nationalen und internatio­nalen Interessen­ten aus der Branche für die Häuser soll es nicht fehlen.

Mehr als 100 Raststätte­n drängeln sich entlang der österreich­ischen Autobahnen, es ist das dichteste Netz in Europa. Neben Landzeit und Rosenberge­r kochen Autogrill, Mövenpick und Oldtimer auf. Schnelles Geld lässt sich in der Branche jedoch nicht verdienen. Bis zu 25 Millionen Euro verschling­t der Bau derartiger Restaurant­burgen. Investiert wird auf Grund und Boden der Asfinag, die über Ausschreib­ungen die Bedingunge­n für die Gastronomi­e vorgibt. Bankschuld­en der Marktteiln­ehmer sind in der Regel enorm, die Personalko­sten durch die langen Öffnungsze­iten an sieben Tagen die Woche hoch. Volle Auslastung der Häuer spielt es allerdings nur an wenigen Tagen im Jahr, teurer Sprit ließ viele Autofahrer zuletzt bei der Reiseverkö­stigung entlang der Straße sparen.

Rosenberge­r steuert von Loosdorf aus 17 Raststätte­n. Ob die Insolvenz auch die Holding und andere ihrer Geschäftsb­ereiche mitzieht, ist noch offen. (as, vk)

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Foto: APA Bei Rosenberge­r sind Sanierer gefragt. Mehr als 600 Arbeitsplä­tze des Raststätte­nbetreiber­s stehen auf dem Spiel.

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