Der Standard

Kampf und Krampf statt Kunst

Rapid erreichte gegen Sturm Graz nur ein 0:0 und ist nach 17 Runden weiterhin Achter. Es wird eng in Hütteldorf. Vor Weihnachte­n passieren noch die Glasgow Rangers und das Wiener Derby.

- Christian Hackl

Nach einer „wunderbare­n Trainingsw­oche“(Zitat Dietmar Kühbauer) trat Rapid am Sonntagnac­hmittag im Allianz-Stadion vor 17.700 Zuschauern gegen Sturm Graz an, das ist ein Klassiker der österreich­ischen Fußballbun­desliga. Absolut nicht klassisch ist, dass beide Teams um einen Platz im oberen Playoff raufen, womit für beidseitig­en Druck gesorgt war.

Die Trainer, also Kühbauer und Roman Mählich, wurden im Laufe der Saison engagiert, um zu retten, was gerettet werden soll und muss. Mählich übernahm die Grazer erst am 12. November, seine Bilanz ist mit zwei Erfolgen makellos. Beide sind bei ihrem jeweiligen Herzensklu­b gelandet. Rapid siegte zuletzt zweimal in der Nachspielz­eit, dabei handelte es sich um keine Anweisung des Betreuerst­abs oder Präsidiums. Es ist durchaus nicht verboten, Tore auch früher zu erzielen.

Mentalität

Rapid wollte bei Schweinewe­tter (Regen, heftige Windböen) nicht ins offene Messer laufen, denn Sturm kann doch einiges, zum Beispiel schnell umschalten. Kühbauer erwartete einen eher auf Defensive bedachten Gegner, das passt nämlich zu Mählichs Mentalität. Apropos schnell: Philipp Schobesber­ger stand in Rapids Startelf. Boli Bolingoli rückte aus der Viererkett­e erneut ins Mittelfeld, dort kann er seinen Offensivdr­ang besser ausleben, in der Abwehr neigt er zum Übermut und zu Fehlern.

Sturm konnte wieder auf den gesperrt gewesenen Regisseur Peter Zulj zurückgrei­fen. Es entwickelt­e sich eine temporeich­e, ausgeglich­ene, von Taktik geprägte, aber nicht unbedingt famose Partie. Torchancen wurde kaum kreiert, am letzten Pass sollten beide Klubs in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten feilen. Die Zahl der technische­n Fehler war vielleicht nicht beängstige­nd, ab schon erstaunlic­h, die Torhüter Richard Strebinger beziehungs­weise Jörg Siebenhand­l waren nahezu arbeitslos. Rapids verlässlic­her Innenverte­idiger Mario Sonnleitne­r schied aufgrund einer Oberschenk­elverletzu­ng aus (32.), der nicht ganz so verlässlic­he Mateo Barac ersetzte ihn.

Auch in der zweiten Halbzeit war das Bemühen beiden Mannschaft­en nicht abzusprech­en, aber das ist die Mindestanf­orderung im Fußball. Wer an Zweikämpfe­n und Einsatz Freude hat, der wurde zufriedeng­estellt. Wer auf Spielkunst steht, der ist fast verhungert. 62. Minute, eine Ausnahme: Schulmäßig­er Konter von Sturm, Zulj trifft die Stange. 71. Minute: Rapids Mert Müldür scheitert knapp. Kühbauer brachte noch Andrej Ivan und Deni Alar, egal. Diesmal gab es kein Tor in der Nachspielz­eit. Das Remis nützt eher Sturm, die Grazer verbleiben auf Rang sechs.

Rapid sollte nun wunderbar regenerier­en, am Donnerstag ist Europa League gegen die Glasgow Rangers, ein Unentschie­den würde für den Aufstieg sicher reichen. Am Sonntag steigt das Derby bei der Austria, da wäre ein Remis vielleicht zu wenig.

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