Der Standard

Unverdient­er Erfolg

- Leopold Stefan

Eigentlich könnte sich Finanzmini­ster Hartwig Löger freuen: Der Fiskalrat, der oberste Budgethüte­r, sieht den Staatshaus­halt rosiger als er. Statt eines kleinen Defizits für heuer erwartet der Rat eine schwarze Null.

Vielleicht hat Löger bewusst die Erwartunge­n herunterge­schraubt – im Wissen, dass der Budgetvoll­zug nächstes Jahr schwierige­r werden dürfte. Denn trotz aller öffentlich kundgetane­r Hingabe zur Sparsamkei­t verfehlt Österreich voraussich­tlich die Ausgabenzi­ele der EU. Dass er trotzdem keine neuen Schulden machen muss, liegt an der guten Konjunktur und den Niedrigzin­sen.

Die drohenden Probleme im nächsten Jahr sind hausgemach­t: Die Regierung hat sich mit dem Familienbo­nus und der fix versproche­nen Steuerrefo­rm nicht viel Spielraum gelassen, um auf eine unerwartet­e Konjunktur­flaute zu reagieren. Sollte die Arbeitslos­igkeit wieder zunehmen, steigen auch die Sozialausg­aben und schrumpfen die Steuereinn­ahmen. Dann gerät auch die Senkung der Staatsquot­e – ein zentrales Verspreche­n der Regierung – ins Wanken.

Statt Steuerzuck­erln zu verteilen, sollte die Koalition ihre langfristi­gen Ausgaben überdenken. Sie könnte zum Beispiel Förderunge­n stutzen und den Föderalism­us in der Verwaltung straffen. Am wichtigste­n wäre eine nachhaltig­e Pensionsre­form. Dann gäbe es auch die Möglichkei­t, Steuern zu senken – vielleicht erst ein paar Jahre später, dafür nicht zulasten künftiger Generation­en.

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