Der Standard

Kritik aus Afrikas Gewerkscha­ften an Foren- Schwerpunk­t

Statt Digitalisi­erung solle fairer Handel zentral sein

- Manuel Escher

Die nächste große App soll aus Afrika kommen. Europäisch­e Manager sollen gemeinsam mit afrikanisc­hen Kollegen die digitale Dividende ernten, wenn endlich mehr Teile des Kontinents aussehen wie „Silicon Savannah“, der Großraum Nairobi mit seinen mehr als 500 IT-Firmen. So hoffen es die österreich­ischen Planer des EU-Afrika-Forums, die die Digitalisi­erung zum Thema gemacht haben.

Doch an dem Fokus gibt es auch Kritik: „Wir wissen, wer diese Diskussion braucht“, sagte Joel Odigie von der Afrika-Sparte des Internatio­nalen Gewerkscha­ftsbunds IGB jüngst bei einem Besuch in Österreich auf Einladung des ÖGB und des Wiener Instituts für internatio­nalen Dialog und Zusammenar­beit VIDC – und das, jedenfalls, sei nicht Afrika: „Jobs werden unmittelba­r vergeben, sie werden ungeregelt“, auch der ohnehin schon schmale Zugang zu sozialen Netzen bleibe Mitarbeite­rn verwehrt. „Uber fährt durch ganz Abuja und Lagos, aber sie lassen kein Geld da – sie nehmen nur 25 Prozent, so wie auch in Europa“.

Insgesamt, merkte auch Angela Akorsu von der ghanaische­n Universitä­t Cape Coast an, fehle es dem Gipfel ebenso wie den Gesprächen mit der EU an einem entscheide­nden Akteur: Vertretern von einfachen Arbeitern und Bauern. „Dabei sind sie am wichtigste­n, denn für die meisten Afrikaner geht es bei Wirtschaft immer noch ums Überleben.“

Europas Beitrag dazu solle in „Gerechtigk­eit und Menschlich­keit, nicht in Almosen“bestehen, sagt sie. Odigie spielt auch auf die derzeit zäh laufenden Verhandlun­gen um die Nachfolge des Handels- und Entwicklun­gsdeals von Cotonou zwischen Afrika und der EU an – diese, finden beide, gehen mit dem Fokus auf einen weiteren Abbau von Zollbarrie­ren in die falsche Richtung.

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