Der Standard

Justiz soll in Causa Krankenhau­s Nord weiteren Sachverhal­t prüfen

Die FPÖ sieht ein Fehlverhal­ten bei der ehemaligen Stadträtin Renate Brauner – Energetike­r wollte laut Informant 280.000 Euro

- Lara Hagen

Mittlerwei­le bietet die Untersuchu­ngskommiss­ion zum Bau des Krankenhau­s Nord genügend Stoff für die Justiz: Nachdem die Abgeordnet­en der Kommission bereits einmal nach Zeugenauss­agen eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) weiterleit­eten und aktuell zwei Vorhabensb­erichte zum Krankenhau­s Nord bei der Oberstaats­anwaltscha­ft Wien geprüft werden, wurde nun die Wiener FPÖ aktiv. Am Freitag ersuchte sie um strafrecht­liche Überprüfun­g der Handlungen der ehemaligen Finanzstad­trätin Renate Brauner (SPÖ) und des ehemaligen Finanzdire­ktors der Stadt.

Der Hintergrun­d: Zur Finanzieru­ng des Baus beantragte die Stadt im Sommer 2010 ein Darlehen in der Höhe von 300 Millionen Euro bei der Europäisch­en Investitio­nsbank. Die erste Tranche wurde im Oktober abgerufen – die zweite und die dritte wären für 2012 und 2013 geplant gewesen. Es kam anders, und der Restbetrag von 225 Millionen Euro wurde bereits Anfang 2011 abgerufen. Grund dafür war eine Änderung der „Auslegungs­regeln des Europäisch­en Systems Volkswirts­chaftliche­r Gesamtrech­nungen“, wonach Fremdmitte­laufnahmen im Bereich der öffentlich geführten Krankenans­talten nicht mehr dem Sektor Privat zugerechne­t werden, sondern den Schuldenst­and des öffentlich­en Sektors belasten. Das wollte die Stadt Wien vermeiden.

Kritik an dieser vorzeitige­n Auszahlung ist nicht neu. Auch der Rechnungsh­of schrieb in der Prüfung des Großprojek­ts, dass dadurch ein zusätzlich­er Zinsaufwan­d von mindestens 30 Millionen Euro entstand.

Gelder für andere Zwecke

Brauner äußerte sich zu diesem Vorwurf bereits in der Untersuchu­ngskommiss­ion. „Mir ist seitens der Finanz dieser vorzeitige Abruf so vorgeschla­gen worden und mit den bevorstehe­nden Änderungen begründet worden. That’s it, und so war’s.“

Die FPÖ setzt nun aber auch an einem anderen Punkt an. Die vorzeitig abgerufene­n Millionen seien demnach zweckwidri­g verwendet worden. Die Kredittran­che sei nicht für das Projekt Krankenhau­s Nord abgerufen worden, „sondern zur vermeintli­chen Vermeidung einer Bonitätshe­rabstufung“, heißt es in der Sachverhal­tsdarstell­ung. Außerdem seien Zielsetzun­gen des Cash-Management­s der Stadt verletzt worden. Die WKStA solle in Richtung Untreue und Betrug prüfen.

Die heutige Sitzung der Untersuchu­ngskommiss­ion wird sich hingegen hauptsächl­ich um die Beauftragu­ng eines Energetike­rs drehen, der für 95.000 Euro einen „Schutzring“um die Baustelle legte. Der Mann – Christoph Fasching – ist geladen, ob er kommt, steht allerdings nicht fest. Laut FPÖGesundh­eitssprech­er Wolfgang Seidl hätte der Energetike­r-Schaden noch größer ausfallen können. Ein Informant habe versichert, dass Fasching statt 95.000 zu- nächst 280.000 Euro für seine Dienste verlangte. Das ist insofern relevant, weil Aufträge unter 100.000 Euro nicht ausgeschri­eben werden müssen.

Zu dem fragwürdig­en Auftrag müssen sich die ehemalige Gesundheit­sstadträti­n Sandra Frauenberg­er (SPÖ) und zwei ehemalige Projektlei­ter, die wegen des Auftrages suspendier­t wurden, äußern. Sie könnten sich allerdings entschlage­n, wenn gegen sie deswegen aktuell ermittelt wird. Die ehemalige ärztliche Leiterin, Sylvia Schwarz, konnte aus diesem Grund in der letzten Sitzung nicht zur Aufklärung beitragen.

Ganz sicher aussagen wird Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ). Seidl zur Befragung: „Ich hoffe, dass er uns erklärt, wer denn nun politisch verantwort­lich ist.“

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