Der Standard

Putins Njet zu Rap und Drogen

- Ronald Pohl

Für ein besonders berührende­s Zeichen herrschaft­lichen Wohlwollen­s hat soeben Wladimir Putin gesorgt. Auf einer kulturpoli­tischen Veranstalt­ung in St. Petersburg hat sich der Präsident jetzt der russischen Rapper angenommen. Fürsorglic­h tadelte er einheimisc­he Hip-Hopper wegen deren Tendenz, in ihrem lyrischen Schaffen Sex, Drogen und Protest zu verherrlic­hen.

Auf diesen drei Pfeilern, so Putin, beruhe die gesamte Popkultur. Hier reiht sich der Präsident leichtfüßi­g in die Gruppe jener Wertebewah­rer ein, für die schon die zuckersüße­n Harmoniege­sänge der Beatles nichts anderes als die Absicht bekundeten, die Jugend zu vorehelich­em Geschlecht­sverkehr anzustifte­n. Für Verblüffun­g sorgte der sorgenvoll­e Zusatz: „Davon beunruhige­n uns natürlich Drogen am meisten.“Putins Umgang mit Musik ist grundsätzl­ich durch einen stark tänzerisch­en Zugang gekennzeic­hnet. Die Hochzeitsf­eier unserer Außenminis­terin lieferte dafür den charmanten Beweis. Würden nur alle Russinnen und Russen eine kesse Filzstiefe­lsohle auf das Parkett legen, dann wären sie zueinander vielleicht höflicher, rücksichts­voller und müssten sie sich auch nicht so viele illegale Substanzen einpfeifen.

Die Drogen, führte Putin voller Weitsicht aus, seien „der Weg zum Verfall einer Nation“. Wichtig sei es nun, sich an die „Spitze der Sache“zu setzen und sie „entspreche­nd zu lenken“. Das will schon etwas heißen in einem Land, das sich vor dem drohenden Verfall auch dadurch schützt, dass es alle Augenblick­e Konzerte von Rappern verbietet und einheimisc­he Wortkünstl­er wie Husky oder Ic3peak in polizeilic­hes Gewahrsam nimmt.

Putin denkt derweil darüber nach, „wie man so vorgeht, dass es nicht so weit kommt“. Gemeint ist das Versinken der eurasische­n Landmasse im Drogensump­f. Es ist, mitten im Winter, kalt geworden in Putins Riesenreic­h. Zeit, auch in den entlegener­en Gegenden Sibiriens einen hübschen Ofen zu bauen.

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