Putins Njet zu Rap und Drogen
Für ein besonders berührendes Zeichen herrschaftlichen Wohlwollens hat soeben Wladimir Putin gesorgt. Auf einer kulturpolitischen Veranstaltung in St. Petersburg hat sich der Präsident jetzt der russischen Rapper angenommen. Fürsorglich tadelte er einheimische Hip-Hopper wegen deren Tendenz, in ihrem lyrischen Schaffen Sex, Drogen und Protest zu verherrlichen.
Auf diesen drei Pfeilern, so Putin, beruhe die gesamte Popkultur. Hier reiht sich der Präsident leichtfüßig in die Gruppe jener Wertebewahrer ein, für die schon die zuckersüßen Harmoniegesänge der Beatles nichts anderes als die Absicht bekundeten, die Jugend zu vorehelichem Geschlechtsverkehr anzustiften. Für Verblüffung sorgte der sorgenvolle Zusatz: „Davon beunruhigen uns natürlich Drogen am meisten.“Putins Umgang mit Musik ist grundsätzlich durch einen stark tänzerischen Zugang gekennzeichnet. Die Hochzeitsfeier unserer Außenministerin lieferte dafür den charmanten Beweis. Würden nur alle Russinnen und Russen eine kesse Filzstiefelsohle auf das Parkett legen, dann wären sie zueinander vielleicht höflicher, rücksichtsvoller und müssten sie sich auch nicht so viele illegale Substanzen einpfeifen.
Die Drogen, führte Putin voller Weitsicht aus, seien „der Weg zum Verfall einer Nation“. Wichtig sei es nun, sich an die „Spitze der Sache“zu setzen und sie „entsprechend zu lenken“. Das will schon etwas heißen in einem Land, das sich vor dem drohenden Verfall auch dadurch schützt, dass es alle Augenblicke Konzerte von Rappern verbietet und einheimische Wortkünstler wie Husky oder Ic3peak in polizeiliches Gewahrsam nimmt.
Putin denkt derweil darüber nach, „wie man so vorgeht, dass es nicht so weit kommt“. Gemeint ist das Versinken der eurasischen Landmasse im Drogensumpf. Es ist, mitten im Winter, kalt geworden in Putins Riesenreich. Zeit, auch in den entlegeneren Gegenden Sibiriens einen hübschen Ofen zu bauen.