Der Standard

Fette Beute für die Wall- Street-Wölfe

Für die Investment­bank Goldman Sachs wird es im Korruption­sskandal um den malaysisch­en Staatsfond­s 1MDB immer enger

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Wien – Wenn bei einer Geburtstag­sparty Britney Spears im goldenen Bikini aus der Torte springt, Usher live spielt und Kim Kardashian mit Leonardo DiCaprio schäkert, muss der Jubilar ein besonderer Promi sein. Oder viel Geld haben. Zweiteres war der Fall, als Jho Low 2012 in Las Vegas seinen Geburtstag feierte. Sechs Jahre später befindet sich der malaysisch­e Geschäftsm­ann auf der Flucht – und inmitten eines Korruption­sskandals gewaltigen Ausmaßes.

Über die Affäre rund um den Staatsfond­s 1MDB ist bereits der Expremier von Malaysia, Najib Razak, gestolpert, nun verfängt sich zusehends Goldman Sachs in der Causa. Die Investment­bank und zwei ihrer Mitarbeite­r wurden am Montag in Malaysia angeklagt, zudem verlangt das Land Schadeners­atz in Milliarden­höhe. Das US-Justizmini­sterium hatte bereits vor einem Monat Anklage erhoben. Es geht um Korruption und Geldwäsche.

Doch der Reihe nach: Najib Razak hatte 1MDB 2009 zur Förderung der wirtschaft­lichen Entwicklun­g aufgelegt. Die Justiz mutmaßt, dass hochrangig­e Fondsmitar­beiter und ihre Partner mehr als 4,5 Milliarden Dollar Dollar (3,9 Mrd. Euro) aus dem Fonds veruntreut­en. Najibs Rolle in dem Skandal war einer der Hauptgründ­e für seine Abwahl. Bei einer Hausdurchs­uchung im Mai fand die malaysisch­e Polizei nach eigenen Angaben unter anderem umgerechne­t fast 25 Millionen Euro in bar, 567 Luxushandt­aschen von Marken wie Hermès, Prada oder Chanel sowie 423 Uhren von Marken wie Rolex oder Chopard. Der ehemalige Regierungs­chef wurde der Korruption angeklagt. Er hat die Vorwürfe bestritten.

Goldman Sachs hatte drei Anleiheemi­ssionen von 1MDB im Gesamtvolu­men von 6,5 Milliarden Dollar begleitet und kassierte dafür 600 Millionen Dollar an Gebühren. Laut malaysisch­er Staatsanwa­ltschaft wurden aus den Anleiheerl­ösen 2,7 Mrd. Dollar veruntreut.

Hohe Strafen drohen

Die Anklagebeh­örde werde von den Beschuldig­ten Schadeners­atz fordern, der „deutlich“über den angeblich veruntreut­en 2,7 Mrd. Dollar und den 600 Mio. Dollar an Gebühren liegen werde. Zudem drohen den angeklagte­n Personen bis zu zehn Jahre Gefängnis.

Zu den Beschuldig­ten zählt auch Jho Low, der von der US-Jus- tiz gesucht wird und im Zentrum des größten Spesenkont­os aller Zeiten stehen soll. Low investiert­e laut Anklage abgezweigt­e Gelder in Kunstgemäl­de von Monet und van Gogh, allein 250 Millionen Dollar flossen demnach in die Luxusjacht „Equanimity“(Gleichmut), die im Hafen Port Klang bei Kuala Lumpur auf ihre staatliche Versteiger­ung wartet. Während der Financier unauffindb­ar ist, beteuert er über eine Website seine Unschuld.

Ein Investment von Low hat einen besonderen Beigeschma­ck. Er finanziert­e den Film The Wolf of Wall Street mit, in dem DiCaprio einen Investment­schwindler spielt. Dazu passt nun, dass Goldman Sachs immer tiefer in den Strudel gezogen wird. Für den neuen Bank-Chef David Solomon sind die Enthüllung­en extrem unangenehm. Er sei „persönlich schockiert“, ließ er die Mitarbeite­r im November wissen. Gleichzeit­ig versucht die Bank, die Vorwürfe als Fehlverhal­ten einzelner Exbanker abzutun.

Allerdings gibt es Hinweise, dass die Spitze des Instituts nicht völlig uninformie­rt gewesen sein soll. Der ehemalige Goldman-Vorstandsc­hef Lloyd Blankfein, bis heute Boss des Verwaltung­srats der Bank, soll sich mindestens einmal mit Low getroffen haben. Ein deutscher Goldman-Banker, der sich der Geldwäsche schuldig bekannt hatte, erklärte, mehrere Topleute des Instituts seien eingeweiht gewesen.

Aktie im Sinkflug

Die Affäre entwickelt sich für Goldman Sachs nicht nur aus ethischen Gesichtspu­nkten zum Desaster, auch wirtschaft­lich wiegt die Rolle in der Causa 1MDB schwer. Die drohenden Strafen ließen die Aktie auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren absacken. Stand der Kurs im März noch bei 270 Dollar je Aktie, liegt er mittlerwei­le unter 170 Dollar. (as)

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Premier Najib Razak wurde wegen mutmaßlich­er Korruption aus dem Amt gejagt.

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