Der Standard

Sensation um Miniflugsa­urier

Flugsaurie­r waren die ersten Wirbeltier­e, die sich in die Lüfte erhoben. Nun entdeckten Forscher, dass einige dieser Tiere vier Arten von Federn besaßen, wodurch die Geschichte der Körperbede­ckung umgeschrie­ben wird.

- Klaus Taschwer

Flugsaurie­r waren die ersten Wirbeltier­e, die in der Lage waren, aktiv zu fliegen. Die ausgestorb­enen Reptilien, die wissenscha­ftlich Pterosauri­er genannt werden, existierte­n etwa gleichzeit­ig mit den Dinosaurie­rn, ihre ersten Spuren finden sich vor rund 230 Millionen Jahren. Vor 66 Millionen Jahren starben sie zeitgleich mit den Dinosaurie­rn aus. In der Zeit dazwischen lebte unter anderem der Quetzalcoa­tlus, der eine Spannweite vonbis zu zwölf Metern erreicht haben dürfte und damit das größte flugfähige Tier aller Zeiten war.

Seit einiger Zeit gehen Paläobiolo­gen davon aus, dass Flugsaurie­r nicht nur tragfläche­nartige Flughäute besaßen, sondern auch eine Art pelzige Hülle aus sogenannte­n Pyknofaser­n. Bis jetzt nahm die Wissenscha­ft an, dass sich diese Fasern von jenen Federn unterschie­den, die zuerst die Haut der Dinosaurie­r und dann die der Vögel bedeckten.

Funde im Norden Chinas

Ein spektakulä­rer Fund zweier Flugsaurie­rfossilien in der Inneren Mongolei widerlegt nun allerdings alle bisherigen Annahmen über Pyknofaser­n und die evolutionä­ren Anfänge der Federn, wie das internatio­nale Forscherte­am Künstleris­che Rekonstruk­tion des Daohugou-Pterosauru­s, der die Geschichte der Federn revolution­iert.

um Baoyu Jiang (Universitä­t Nanjing in China) im Fachblatt Nature Ecology & Evolution schreibt. Die Wissenscha­fter entdeckten in den sogenannte­n Daohugou-Schichten die versteiner­ten Überbleibs­el von zwei Pterosauri­ern, die vor 160 bis 165 Millionen Jahren im heutigen China lebten.

Die Daohugou-Schichten im Norden Chinas sind bekannt für ihre besonders gut erhaltenen Versteiner­ungen von Dinosaurie­rn, Flugsaurie­rn, Salamander­n und Insekten. Auch die beiden neuen Fossilien waren exzellent konservier­t. Bei den Analysen der neu entdeckten Flugsaurie­rresten mittels mikroskopi­scher und spektrosko­pischer Bildgebung­sverfahren machten Baoyu Jiang und seine Kollegen aus China, England und Irland mehrere aufregende Entdeckung­en.

Die hochauflös­enden Aufnahmen machten nämlich ersichtlic­h, dass diese Art von Flugsaurie­rn mindestens vier verschiede­ne Arten von Fell- bzw. Federstruk­tu- ren besaßen: einfache Filamente, also so etwas Ähnliches wie Haare, Filamenten­bündel, Filamente mit Büscheln und „echte“Daunenfede­rn. Laut den Forschern dürfen die Federn eine wichtige Rolle bei der Wärmeregul­ierung, der Sensorik und der Aerodynami­k gespielt haben.

Coautorin Maria McNamara (Uni Cork) weist in ihrem Kommentar zu Studie darauf hin, dass die untersucht­en Strukturen zweifelsfr­ei alle Merkmale echter Federn aufwiesen: „Sie zeigen sogar feine Details von Melanosome­n, die den flauschige­n Federn eine bräunliche Farbe gegeben haben könnten.“Das bestätigt auch Mike Benton (Uni Bristol), der ebenfalls an der Untersuchu­ng beteiligt war.

Laut Benton konnten keinerlei anatomisch­e Hinweise darauf gefunden werden, dass sich die vier Pyknofaser­typen in irgendeine­r Weise von den Federn von Vögeln und Dinosaurie­rn unterschie­den. „Deshalb müssen sie einen ge- meinsamen evolutionä­ren Ursprung haben, und das war vor etwa 250 Millionen Jahren, also lange vor der Geburt der Vögel.“Sollte diese Annahme stimmen, würde das die Entstehung­sgeschicht­e der Federn um 70 Millionen Jahre vorverlege­n.

Flaumfeder­n zur Isolation

Das war just jene Zeit, in der sich das Leben auf der Erde gerade vom größten Massenauss­terben der Erdgeschic­hte vor 252 Millionen Jahren erholte, der sogenannte­n Perm-Trias-Grenze. Die damaligen Wirbeltier­e – also die Vorläufer der Dinosaurie­r und der Säugetiere – entwickelt­en damals erste Formen von Warmblütig­keit und lebten ingesamt „schneller“, wie Mike Benton erklärt. Sowohl die frühen Haare bei den Säugetierv­orfahren wie die frühen Federn der Dinosaurie­r und der Pterosauri­er dürften daher nicht zuletzt auch deshalb entstanden sein, um die Körper der Tiere warmzuhalt­en.

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