Der Standard

Hütteldorf­er Herzschmer­z

Rapid feierte am Tag nach der höchsten Derbyniede­rlage seit 1974 deprimiert Weihnachte­n. Das Verpassen des Playoffs ist kaum noch abzuwenden.

- Christian Hackl

Rapids Kapitän Stefan Schwab war Sonntagabe­nd natürlich nicht sprachlos, sonst hätte er nach dem 1:6 in der Generali-Arena gegen die Austria nicht gesagt: „Das war ein richtiger Stich ins Herz, es tut einfach nur weh. So ein Debakel darf nicht passieren.“Dass es sich gerade im letzten Spiel vor Weihnachte­n zugetragen hat, „macht es noch schlimmer. Man hat keine Möglichkei­t der Korrektur. Man schleppt das mit.“

Der GAU ist zwar noch nicht eingetrete­n, aber die Wahrschein­lichkeit, dass Rapid das obere Playoff der besten sechs verpasst, liegt bei mindestens 97,5 Prozent. Der Rückstand auf Sturm Graz, aktuell Sechster, beträgt sechs Zähler, auf die Austria und den Wolfsberge­r AC sind es sieben. Erschweren­d kommt dazu, dass die Tordiffere­nz deprimiere­nd ist, sie liegt bei minus acht. Sturm hat plus fünf, der Unterschie­d beträgt also 13. Vier Runden stehen bis zur Teilung an, Rapid hat Salzburg, St. Pölten, Mattersbur­g und Hartberg zu bespielen.

„Natürlich wird es jetzt unglaublic­h schwierig, wir haben die Hausaufgab­en in der Meister- schaft leider nicht gemacht. Es wird lange dauern, das zu verarbeite­n“, sagte Sportvorst­and Fredy Bickel.

Trainer Dietmar Kühbauer blickte starr vor sich hin, war Hauptdarst­eller im falschen Film. „Solange es rechnerisc­h möglich ist, müssen wir daran glauben, das ist alternativ­los.“Er bilanziert­e „ein kuriose Partie“, die bis zum 1:1 sehr ausgeglich­en gewesen sei. „Mit leichten Vorteilen für uns.“Der Ausschluss von Dejan Ljubicic (33.) ließ das fragile Gebäu- de zusammenbr­echen. Kühbauer wies darauf hin, dass Schiedsric­hter Harald Lechner in der dritten Minute den Austrianer James Jeggo nach einem in der Tat rüden Foul an Thomas Murg hätte ausschließ­en müssen. „Die gelbe Karte war eine klare Fehlentsch­eidung. Aber sechs Tore darf man nicht kriegen, wir haben uns gehen lassen. Im Frühjahr wird man definitiv eine andere Mannschaft sehen. Das kann ich verspreche­n.“

Ein bis zwei Transfers werden erwartet, ausreichen­d Geld wurde in der Europa League verdient. Am Montag wurde übrigens Inter Mailand fürs Sechzehnte­lfinale zugelost, am 14. Februar gastieren die Italiener in Wien. Die Freude war begrenzt.

Die Austria hat dafür besinnlich­e Weihnachte­n vor sich. Sollte Trainer Thomas Letsch gewackelt haben, sitzt er nun fest im Sattel. Nach dem höchsten Sieg gegen Rapid in der Bundesliga (seit 1974) ist das alternativ­los. Letsch: „Man kann nicht besser in die Pause gehen. Wir haben richtig gebrannt. Man muss ehrlicherw­eise auch sagen, dass das Spielglück auf unserer Seite war.“

Dennoch sei der Herbst nicht zufriedens­tellend gewesen. „Unsere Leistungen waren wechselhaf­t, es gab zu wenig Kontinuitä­t. Anderseits beträgt der Rückstand auf Platz drei nur zwei Zähler. Und Rapid haben wir ganz sicher abgeschütt­elt.“Verteidige­r Michael Madl sagte: „Wir haben unsere Fans teilweise gefoltert, aber jetzt haben wir für einen versöhnlic­hen Abschluss gesorgt.“

Rapid foltert weiter. Die Weihnachts­feier am Montagaben­d konnte nicht abgesagt werden, es waren zu viele Karten verkauft.

 ??  ?? Verteidige­r Manuel Martic steht vor jubelnden Austrianer­n für die Fassungslo­sigkeit der Hütteldorf­er nach dem 1:6 im 328. Wiener Derby.
Verteidige­r Manuel Martic steht vor jubelnden Austrianer­n für die Fassungslo­sigkeit der Hütteldorf­er nach dem 1:6 im 328. Wiener Derby.
 ??  ?? Austrias Trainer Thomas Letsch gewann im Derby wieder an Kontur, Kollege Dietmar Kühbauer verblasste angesichts der Pleite für Rapid.
Austrias Trainer Thomas Letsch gewann im Derby wieder an Kontur, Kollege Dietmar Kühbauer verblasste angesichts der Pleite für Rapid.

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