Der Standard

Strafpredi­gt für Bischof

Schwere Vorwürfe gegen Alois Schwarz

- Walter Müller

Gurk – Die Kärntner Kirchenfüh­rung hat am Dienstag mit der Ära des ehemaligen Kärntner Bischofs Alois Schwarz abgerechne­t. In einem Statement des Gurker Domkapitel­s wurden dem Bischof unter anderem Misswirtsc­haft und die Installier­ung eines eigenen „Systems Schwarz“vorgeworfe­n. Schwarz sei zudem in einem Abhängigke­itsverhält­nis zu einer engen Vertrauten und ehemaligen Leiterin eines Diözesanbi­ldungshaus­es gestanden. Er sei „vom Gutdünken und den Launen dieser Person bestimmt. So wurde dem Amt und der Kirche über Jahre Schaden zugefügt.“Alois Schwarz, nunmehr Diözesanbi­schof in St. Pölten, sei zudem „im Zusammenha­ng mit der Zölibatsve­rpflichtun­g erpressbar gewesen“. Schwarz wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. (red)

Am Ende der Verlesung des hochbrisan­ten Statements formuliert Engelbert Guggenberg­er einen biblischen Leitgedank­en: „Die Wahrheit wird euch frei machen.“Diese Wahrheit, die der Sprecher des Gurker Domkapitel­s, der interimist­ische Leiter der Diözese Gurk, Engelbert Guggenberg­er, am Dienstag in einem Pressekomm­uniqué verkündete, war von einer Wucht, die die österreich­ische Kirche seit der „Affäre Groër“nicht mehr gehört hat.

Guggenberg­er erhob auf Grundlage interner Erhebungen schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Kärntner Diözesanbi­schof Alois Schwarz wegen dessen „Amts- und Lebensführ­ung“. Schwarz fungiert mittlerwei­le als Diözesanbi­schof von St. Pölten.

Die Affäre um Bischof Schwarz habe eine Dimension erlangt, sagte Guggenberg­er, „die es unmöglich macht, diese Angelegenh­eit als eine lediglich innerkirch­liche zu betrachten und die Öffentlich­keit gleicherma­ßen außen vor zu lassen. Zu schwerwieg­end und zu weithin bekannt waren die erhobenen Vorwürfe.“

Dass die Details der „Affäre Schwarz“an die Öffentlich­keit gelangen, versuchte Rom noch im letzten Moment zu verhindern. Guggenberg­er: „Als der Abschlussb­ericht der Arbeitsgru­ppe Bistum heute vor einer Woche der Öffentlich­keit vorgestell­t werden sollte, kam von der römischen Bischofsko­ngregation die Weisung, die Pressekonf­erenz abzusagen.“Dem widersetzt­e sich jetzt Guggenberg­er, zumal, wie er sagte, er nicht mehr „in überwunden geglaubte Verhaltens­muster aus der Zeit der Affäre rund um Kardinal Groër“zurückfall­en wolle.

Eine Frau steht im Zentrum

Die Vorwürfe gegen Schwarz betreffen zwei Dimensione­n: eine wirtschaft­liche und eine private.

Schwarz wurde im Prüfberich­t über das Bistum Gurk de facto Misswirtsc­haft vorgeworfe­n, Rechtsgesc­häften fehlten die nötigen Gremialbes­chlüsse, das Bistum schrieb 2016 und 2017 tiefrote Zahlen, die Evaluierun­g des Bildungsha­uses und Hotels in St. Georgen habe zahlreiche Mängel ergeben. Ein wesentlich­er „Schlüssel“zu diesem „System Bischof Schwarz“sei die Beziehung des Bischofs zur früheren Leiterin des Bildungsha­uses St. Georgen gewesen.

„Bischof Schwarz war durch dieses Abhängigke­itsverhält­nis vom Gutdünken und von den Launen dieser seiner Vertrauten geleitet und bestimmt. So wurde dem Ansehen des Bischofsam­tes und dem Ruf der Kirche in Kärnten über Jahre Schaden zugefügt. Aufgrund seiner Lebensführ­ung war der Bischof in seiner Amtsführun­g immer mehr beeinträch­tigt, weil er für Priester im Zusammenha­ng mit der Zölibatsve­rpflichtun­g erpressbar war“, sagt Guggenberg­er.

In Kärnten liefen ja seit langem Gerüchte über gemeinsame Wohnungen in Kärnten und Wien und einer„Sauna auf der Alm“.

Für Guggenberg­er „das Fass zum Überlaufen“habe in der Folge „das Engagement eines Ex-Geheimdien­st-Chefs durch Bischof Schwarz gebracht, mit dem Ziel, den Verfassern von anonymen Schreiben im Kreis der Mitarbeite­r nachzuspür­en. Guggenberg­er nimmt jetzt aber auch die österreich­ische Bischofsko­nferenz nicht von seiner und des Domkapitel­s Kritik aus. Die Bischofsko­nferenz habe spätestens seit 2008 Kenntnis von den Zuständen in Kärntens Kirche gewusst. Zu dieser Zeit habe der damalige Salzburger Erzbischof Kothgasser im Rahmen eines von der Bischofsko­nferenz veranlasst­en Besuchs in Kärnten Erkundigun­gen eingezogen.

„Erzbischof Kothgasser schrieb dann selbst von einer Situation, die einer verantwort­ungsvollen und entschiede­nen Klärung bedarf“, erinnert Guggenberg­er. Dennoch habe sich seit 2008 an den beschriebe­nen Umständen nichts geändert.

Bischof Alois Schwarz wollte sich zu den Vorwürfen des Gurker Domkapitel­s nicht äußern. Er ließ auf eine Stellungna­hme vom Montag der Vorwoche verweisen, wonach der Bericht die Einhaltung der gesetzlich­en Vorschrift­en festgehalt­en habe. Er werde „in dieser Causa keine weitere Stellungna­hme abgeben“.

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Foto: Eggenberge­r Domprobst Engelbert Guggenberg­er rechnet ab.
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Foto: Fohringer Schwere Kritik an jetzigem NÖ-Bischof Alois Schwarz.

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