Der Standard

Hessische Polizisten im Visier des Staatsschu­tzes

Verdacht auf rechtsextr­emes Netzwerk

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Berlin/Frankfurt – „Miese Türkensau!“So lautete die „Anrede“auf einem Fax, das die Frankfurte­r Rechtsanwä­ltin Seda Basay-Yildiz am 2. August erhielt. Derlei Post ist für sie nichts Ungewöhnli­ches, denn die Juristin vertrat im NSU-Prozess um Beate Zschäpe die Familie des Mordopfers Enver Simsek.

Doch als sie weiterlas, entschied sie sich, Anzeige zu erstatten. Denn der Absender drohte, ihre zweijährig­e Tochter zu schlachten. Und in dem Schreiben, das mit „NSU 2.0“– NSU für „Nationalso­zialistisc­her Untergrund“– unterzeich­net war, standen der Name der Tochter und ihre Privatadre­sse, und diese Daten sind eigentlich nicht öffentlich zugänglich.

Monatelang passierte nichts, dann erfuhr BasayYildi­z – allerdings nicht von der Polizei selbst, sondern von der Frankfurte­r Neuen Presse (FNP) –, dass in ihrem Fall sehr wohl ermittelt werde und dass die Spur zu Frankfurte­r Polizeibea­mten führe. In einem Revier in der Innenstadt der Bankenmetr­opole seien ohne dienstlich­en Grund Melderegis­tereinträg­e über die Rechtsanwä­ltin abgefragt worden.

Hitler-Bilder und Hakenkreuz­e per Whatsapp

Bei den Ermittlung­en stieß der Staatsschu­tz dann auf eine Whatsapp-Gruppe, die laut Frankfurte­r Allgemeine­r Zeitung wochenlang rassistisc­he Nachrichte­n ausgetausc­ht hatte. Vier Männer und eine Frau sollen sich auch Hitler-Bilder und Hakenkreuz­e geschickt haben. Mittlerwei­le sind die fünf suspendier­t worden, es läuft ein Ermittlung­sverfahren wegen des Anfangsver­dachts der Volksverhe­tzung und der Verwendung von Kennzeiche­n verfassung­sfeindlich­er Symbole.

Laut FAZ wurden am Dienstag im Landkreis Marburg-Biedenkopf weitere Dienststel­len durchsucht, ein Beamter stehe im Verdacht, dem Frankfurte­r Netzwerk angehört zu haben. Auch in anderen Präsidien sollen Polizisten mit rechtsextr­emem Gedankengu­t aufgefalle­n sein.

Oliver Malchow, der Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), spricht von „skandalöse­n Taten“und fordert „das kompromiss­lose Entfernen aus dem Polizeidie­nst“, falls sich die Vorwürfe bestätigen. Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) erklärte: „Polizeibea­mte müssen zweifelsfr­ei auf dem Boden unserer freiheitli­chen demokratis­chen Grundordnu­ng stehen. Und an dieser Einstellun­g von Polizeibea­mten darf es nicht den geringsten Zweifel geben.“(bau)

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