Der Standard

Aktenzeich­en Energiesch­utzring weiter ungelöst

Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig beteuert, als Wohnbausta­dtrat nicht ins Projekt Krankenhau­s Nord involviert gewesen zu sein. Zum Auftrag an einen Energetike­r gibt es wegen laufender Verfahren keine neuen Erkenntnis­se.

- Lara Hagen

Es ging in der letzten Sitzung des Jahres der Untersuchu­ngskommiss­ion zum Bau des Krankenhau­ses Nord schneller als sonst – früher als geplant haben sowohl der amtierende Bürgermeis­ter Michael Ludwig als auch die ehemalige Gesundheit­sstadträti­n Sandra Frauenberg­er (beide SPÖ) das Ausschussl­okal im Rathaus wieder verlassen.

Ludwig machte bereits im Eingangsst­atement klar, dass seine Anknüpfung­spunkte an das Projekt als damaliger Wohnbausta­dtrat „äußerst peripher“gewesen seien. Ludwig übte diese Position zwischen 2007 und 2018 aus. „Ich kann daher wenig beitragen zum Untersuchu­ngsgegenst­and.“Gleichzeit­ig betonte Ludwig mehrmals die Wichtigkei­t des Gremiums. Er wolle den Endbericht abwarten, deswegen könne er jetzt auch keine Aussagen dazu machen, wer politisch die Verantwort­ung für Mehrkosten und Verspätung­en beim Bau in WienFlorid­sdorf – Ludwigs Heimatbezi­rk – trägt. Zum Thema, inwieweit Politik in das Management von Großprojek­ten eingreifen soll, konnte sich Ludwig Kritik nicht verkneifen: „Man beklagt einerseits, wenn es Interventi­onen gibt, und gleichzeit­ig sollen Politiker aber für alles verantwort­lich sein, wenn sie nicht eingegriff­en haben.“

Auch die ehemalige Stadträtin Frauenberg­er wurde nach dem Verständni­s ihrer Rolle für das Bauprojekt gefragt: „Ich habe sie politisch angelegt und wollte nicht in operative Entscheidu­ngen eingebunde­n werden.“Es gebe klare Grenzen, wofür Politiker und wofür das operative Management verantwort­lich sei.

Ein folgenschw­erer Auftrag

Frauenberg­er übernahm 2017 das Ressort – und damit auch das Bauprojekt – von Sonja Wehsely. Wesentlich­e Entscheidu­ngen waren beim Bau somit bereits getroffen. Für sie sei es deswegen vor allem um die Frage gegangen, welche Rechtspers­önlichkeit der Wiener Krankenans­taltenverb­und (KAV) in Zukunft haben und wie das Spitalskon­zept 2030 aussehen soll. Außerdem kam unter Frauenberg­er Herwig Wetzlinger als Direktor zum KAV, er sollte das Projekt gut zu Ende bringen, erklärte sie.

Bekanntlic­h nahm die Amtszeit Frauenberg­ers ein vorzeitige­s Ende nach nicht einmal eineinhalb Jahren. Grund dafür war auch das Krankenhau­s Nord, konkret die Beauftragu­ng eines sogenannte­n Bewusstsei­nsforscher­s, der für 95.000 Euro einen „energetisc­hen Schutzring“um das Gelände legte. Weil man knapp unter der Grenze von 100.000 Euro blieb, musste der Auftrag nicht ausgeschri­eben werden.

Frauenberg­er habe von dem Auftrag aus der Kronen Zeitung erfahren, sagte sie vor der Kommission. Sie habe die Generaldir­ek- tion eingeschal­tet und gebeten, alle notwendige­n Schritte einzuleite­n. Unter anderem wurde eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Staatsanwa­ltschaft gesendet. Nicht nur Frauenberg­er, auch Wetzlinger hatte keine Kenntnis von dem Auftrag. Man habe den Modus der Direktverg­aben im KAV überprüfen lassen, sagte Frauenberg­er. „In der Evaluierun­g ist man draufgekom­men, dass das unter dem Radar passiert ist. Auch mit dem besten Kontrollsy­stem kann man nicht ausschließ­en, dass jemand etwas falsch macht.“

Damit gemeint waren zwei weitere geladene Zeugen: Susanne Lettner, ehemalige Programmle­iterin, und Wolfgang Strenn, ehemaliger Projektlei­ter für das Kran- kenhaus Nord. Beide segneten den Auftrag an Energetike­r Christoph Fasching ab und wurden daher suspendier­t, und gegen beide wird in dieser Sache momentan strafrecht­lich ermittelt – weswegen sie sich zu den Energetike­r-Themen nicht äußerten. Damit sind drei von zehn Personen, gegen die laut Staatsanwa­ltschaft ermittelt wird, bekannt. Die Abgeordnet­en hoffen, bald zu erfahren, wer die anderen sind. Die ehemalige ärztliche Leiterin des Spitals gab bereits in der letzten Sitzung bekannt, dass es ein aktuelles Strafverfa­hren gegen sie gebe.

Der „Bewusstsei­nsforscher“Fasching war erst als letzter Zeuge – nach Redaktions­schluss – geladen.

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Ungewöhnli­ch viele Kameras in der U-Kommission zum Krankenhau­s Nord. Grund dafür war der Auftritt von Bürgermeis­ter Michael Ludwig.

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