Mordprozess mit Polizeischutz
Verfahren gegen Teenager, der Siebenjährige tötete
Wien – Quasi bis zur letzten Minute liefen im Wiener Landesgericht für Strafsachen die Vorbereitungen für das Verfahren gegen den 16-jährigen Robert K., der am 11. Mai im Ditteshof in WienDöbling eine Siebenjährige getötet haben soll. Am Dienstag gab das Gericht bekannt, dass aus organisatorischen Gründen der Saal gewechselt wird, der Prozess wird am Mittwoch unter größten Sicherheitsvorkehrungen nun im Saal 303 stattfinden.
Der Grund für die Sorge: Unmittelbar nach dem Verbrechen hatten Angehörige und Personen aus dem Umfeld der betroffenen tschetschenischen Familie Blutrache geschworen. Der Tatverdächtige wurde aus Sicherheitsgründen in ein Gefängnis beziehungsweise in eine psychiatrische Einrichtung in einem anderen Bundesland verlegt. Aktuell sollen sich ein Cousin und ein Onkel der Getöteten in der Justizanstalt Josefstadt in Haft befinden. Das Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) geht davon aus, dass sie zu den gefährlichsten Mitgliedern der tschetschenischen Community in Wien zählen.
Vor dem Saal wird eine zusätzliche Sicherheitsschleuse aufgebaut, Verfassungsschützer und uniformierte Polizisten, darunter Mitglieder der Spezialabteilung Wega, werden die Verhandlung sichern.
Angeklagt wird Robert K. wegen Mordes, die Staatsanwaltschaft hat auch eine Einweisung für geistig abnorme Rechtsbrecher beantragt. Der psychiatrische Sachverständige Peter Hofmann hält den Jugendlichen zwar für zurechnungsfähig, aber auch für derart gefährlich, dass von ihm ohne therapeutische Behandlung seiner geistig-seelischen Störung neuerliche Straftaten mit schweren Folgen zu befürchten sind.
Dem widerspricht allerdings der vom Gericht bestellte Psychiater Werner Gerstl. Er geht davon aus, dass der Teenager bereits vor der Tat zurechnungsunfähig und daher nicht schuldfähig gewesen ist. In diesem Fall würde K. am Mittwoch nicht verurteilt, sondern als Betroffener in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher untergebracht. (red)