Der Standard

Eine Annäherung ungleicher Partner

Beim EU-Afrika-Forum am Dienstag in Wien gab es politische Willensbek­undungen und Finanzieru­ngszusagen, aber auch mahnende Worte zu Österreich­s Ablehnung des Migrations­paktes.

- Manuela Honsig-Erlenburg

China baut Eisenbahne­n und Straßen, die USA sind militärisc­h präsent, und Europa will „partnersch­aftliche Gleichbere­chtigung“auf dem Kontinent. Im Spannungsf­eld der internatio­nalen Interessen versucht die Europäisch­e Union, ihre Beziehung zu den Partnern in Afrika auf neue Beine zu stellen.

Auch Österreich­s EU-Ratsvorsit­z will in dieser Hinsicht Spuren hinterlass­en. Zwar stand 2018 kein EU-Afrika-Gipfel an, der EU-Ratsvorsit­zende Sebastian Kurz betonte aber am Dienstag, er sehe das EU-Afrika-Forum, das am Dienstag in Wien über die Bühne ging, als „Fleißaufga­be“. Geladen waren die Staats- und Regierungs­chefs der EU und Afrikas, von denen eine Handvoll kam, sowie einige Hundert Vertreter der Wirtschaft und von NGOs, die das Treffen zum Netzwerken nutzten.

Finanziell­e Zusagen

Der Vorsitzend­e der Afrikanisc­hen Union (AU) Paul Kagame, der Mitveranst­alter, beschwor vor allem den Geist des letzten EUAfrika-Gipfels in der ivorischen Hauptstadt Abidjan im Herbst 2017, bei dem offiziell eine „Partnersch­aft auf Augenhöhe“ausgerufen wurde. „Sehr produktiv“seien auch die Gespräche in Wien in dieser Hinsicht gewesen, die unter dem Motto „Digitalisi­erung und Innovation“standen.

EU-Kommission­spräsident JeanClaude Juncker unterstric­h das durch ein Garantieab­kommen zum Investment­plan der EU-Kommission, der bereits in Abidjan präsentier­t wurde. Dabei wurden 75 Millionen Euro als Kredithilf­e für Klein- und Mittelbetr­iebe zugesagt. Weitere 45 Millionen Euro stellte er in Wien für landwirtsc­haftliche Projekte in Aussicht. Drei Millionen Euro sollen in einem ersten Schritt für die Unterstütz­ung der innerafrik­anischen Freihandel­szone fließen. Auch von der Weltbank kamen Zusagen. Bis 2030 sollen zusätzlich­e 25 Milliarden US-Dollar (22,04 Mrd. Euro) für die Digitalisi­erung zur Verfügung gestellt werden.

Europäisch­e Investoren haben vor allem Interesse an attraktive­n Ländern wie Ruanda, Äthiopien, Côte d’Ivoire oder Senegal mit ausreichen­den rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen. Ruandas autokratis­ch regierende­r Präsident Kagame will beispielsw­eise sein Land in den nächsten Jahren zu einer afrikanisc­hen Drehscheib­e für digitale Dienstleis­tungen machen, setzt auf EU-Governance und flächendec­kende Digitalisi­erung. Firmen wie VW haben bereits vor Ort investiert.

Aber auch ärmere Nationen wie Niger, die der europäisch­en Wirtschaft keine guten Rahmenbedi­ngungen bieten können, waren beim Forum vertreten. Sie betonten vor allem die Wichtigkei­t von Bildung und Wissenstra­nsfers, um nicht völlig abgehängt zu werden. Österreich­s Bildungsmi­nister Heinz Faßmann nutzte das Forum, um eine Intensivie­rung der Kooperatio­n zwischen Universitä­ten in Österreich und Afrika anzukündig­en. Dazu sollen mehr Mittel bereitgest­ellt und ein Netzwerk österreich­ischer und afrikanisc­her Universitä­ten aufgebaut werden.

„Afrika ist kein Spielplatz“

Migration war beim aktuellen Forum ausnahmswe­ise kein vorrangige­s Thema, obwohl Moussa Faki Mahamat, der Kommission­svorsitzen­de der Afrikanisc­hen Union, betonte, er sei „sehr überrascht“gewesen, dass einige Länder – wie Österreich – den UnoMigrati­onspakt nicht akzeptiere­n wollten. Deutliche Worte fand er auch hinsichtli­ch des internatio­nalen Wettlaufs um die afrikanisc­hen Ressourcen: „Wir sind kein Spielplatz, auf dem man sich nur bedienen kann.“

 ??  ?? Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, Ruandas Präsident Paul Kagame und EU-Kommission­spräsident JeanClaude Juncker beschworen die „Schicksals­gemeinscha­ft“, in der sich Afrika und Europa befinden.
Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, Ruandas Präsident Paul Kagame und EU-Kommission­spräsident JeanClaude Juncker beschworen die „Schicksals­gemeinscha­ft“, in der sich Afrika und Europa befinden.

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