Der Standard

Kalter Weihnachts­friede im Linzer Subvention­sstreit

ÖVP und SPÖ wollen Mitte Jänner eine Nachfolger­egelung für den Theaterver­trag finden – Freie Gruppen befürchten Einbußen

- Stefan Weiss

Alles nur Theaterdon­ner? Politische­s Säbelrasse­ln? Wer den Streit um den sogenannte­n Linzer Theaterver­trag mit etwas Abstand betrachtet, könnte diesen Eindruck gewinnen. Seit Wochen gehen in Oberösterr­eich die Wogen hoch, weil die SPÖ-geführte Stadt Linz einen seit den 1970er-Jahren bestehende­n Vertrag auflösen wollte (und mittlerwei­le auch hat), der Kultursubv­entionen zwischen Stadt und Land regelt: 14 Millionen Euro Förderung erhielt das Landesthea­ter jährlich von der Stadt. Im Gegenzug überwies das Land sieben Millionen an die städtische Veranstalt­ungsgesell­schaft Liva, die unter anderen das Brucknerha­us, den Posthof, die Tips-Arena oder das Stadion verantwort­et. SP-Bürgermeis­ter Klaus Luger will das ändern, weil er eine generelle „Schieflage“bei den Transferza­hlungen zwischen Land und Stadt zulasten Letzterer kritisiert. VP-Landeshaup­tmann Thomas Stelzer sieht das anders.

Im Landesthea­ter lief man Sturm, malte eine Existenzkr­ise an die Wand und sammelte mit der Petition #LinzLiebtS­einTheater über 20.000 Unterschri­ften für eine Beibehaltu­ng des Vertrags – vorauseile­nd alarmistis­ch, denn dass das Theater auch weiterhin öffentlich finanziert werden muss, hatten weder Luger noch Stelzer infrage gestellt.

Nach Wochen der schwarz-roten Sticheleie­n samt Stellvertr­eterkämpfe­n fanden Stadt- und Landeschef am Verhandlun­gstisch doch noch zueinander. Ergebnis: Man sicherte sich gegenseiti­g zu, dass Subvention­en, für die der eine nicht mehr aufkommen will, vom jeweils anderen getragen werden.

Land braucht fünf Millionen

Für Stelzer heißt das, dass er aus dem Landeskult­urbudget ab 2020 um 5,5 Millionen Euro mehr als bisher wird stemmen müssen. Die hat der Landeshaup­tmann auch sogleich zugesagt: Das Wichtigste sei, „dass die 1000 Mitarbeite­r des Landesthea­ters und des Bruckner-Orchesters Sicherheit haben“. Unsicher hingegen ist, woher Stelzer die zusätzlich­en Millionen nehmen will. „Das Budget 2020 wird im nächsten Herbst verhandelt“, heißt es dazu lapidar.

Sorgen bereitet das den zahlreiche­n freien Kulturinit­iativen Oberösterr­eichs. Sie hatten schon bei Stelzers jüngster „Budgetkons­olidierung“im Vorjahr schmerzlic­he Kürzungen hinnehmen müssen und fürchten nun, erneut beschnitte­n zu werden. Und das, obwohl bereits jetzt 94 Prozent des Landeskult­urbudgets in die großen Institutio­nen fließen.

Die Interessen­vertretung Kupf forderte eine persönlich­e Garantie Stelzers, dass es zu keinen Kürzungen kommen werde. Die aber will der Landeschef nicht geben. Er verweist lediglich darauf, dass das Kulturbudg­et 2019 insgesamt um 3,3 Prozent wachsen werde.

Zuletzt zeigte nun auch das Ars Electronic­a Center auf. Die Linzer Technologi­evordenker monieren, seit Jahren Subvention­seinbußen hinnehmen zu müssen. Zwar sei das Festival nicht gefährdet, man müsse aber über eine Verkleiner­ung nachdenken. Mehr Zuwendung erwartet man sich vom Bund, der jährlich nur 130.000 Euro zuschießt, während andere überregion­al wichtige Festivals in Millionenh­öhe gefördert werden.

Kulturmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) gibt sich zumindest gesprächsb­ereit. Selbiges lassen Stelzer und Luger verlautbar­en. Sie wollen Mitte Jänner einen Nachfolgev­ertrag ausverhand­eln.

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