Müde Bobos
Kathryn (Jennifer Garner) und Walt (David Tennant) sind sich einig: Der 45. Geburtstag muss besonders sein. Was das sein soll, auch darin sind sich Kathryn und Walt einig: Zelte! Wildnis! Camping! Womit wir mit dem gegenseitigen Einverständnis auch schon wieder fertig wären, zu sehen in der HBOSerie Camping freitags in Doppelfolgen auf Sky Atlantic HD sowie auf Sky Ticket, Sky Go.
Denn die gezähmte Natur wirkt speziell. Kathryn, die einige Bekanntheit auf Instagram als Working Mum erlangt hat, sorgt sich um ihren Rücken und rafft eilig die Auflagen aus den anderen Zeltlagern zusammen. Freunde sind wichtig, aber ihr Rücken eben auch. Walt schaut zu, aber das macht er eigentlich immer, was wiederum Kathryn aufregt. Dass sich darüber hinaus in den acht Folgen nur wenig Lagerfeuergemütlichkeit mit den Geburtstagsgästen ein- stellt, liegt an einigen weiteren unerwünschten Ereignissen. Bären – oder auch nur die dahingehende Vermutung – sind dabei das geringste Problem.
Ursprünglich war Camping eine britische Serie, erfunden von Julia Davis, eine der derzeit gefragtesten Comedians des Königreichs. Urheberin der amerikanischen Version ist Lena Dunham (Girls), zusammen mit Jenni Konner. Camping erlebte soeben auf HBO das Serienfinale und war wild umstritten.
Die Kritiker mögen recht haben, wenn sie die privilegierten Stadtneurotikerinnen aus Girls konsequenter auf die Schaufel genommen sahen als die allzu klischeebehaftete Bobo-Truppe im Grünareal. Als Weiterzieher zu Girls eignet sich dieses Umfeld nicht, auch wenn Juliette Lewis als räudige Prolltussi über vieles hinweghilft. HBO denkt über eine zweite Staffel nach. Darf sein, muss aber nicht. p derStandard.at/TV-Tagebuch