Der Standard

Ausgrenzun­g ist falsch

- Birgit Baumann

Auf vielen politische­n Wunschlist­en findet sich in Deutschlan­d ein Punkt, der vom Christkind so schnell nicht erfüllt werden kann. Er lautet: Ach, wäre das schön, gäbe es die AfD nicht! Alles wäre friedliche­r, man hätte weniger Streit, die anderen Parteien könnten sich wieder über mehr Wähler freuen.

Allerdings sieht die Realität anders aus: Die AfD sitzt im Bundestag und mittlerwei­le auch in allen 16 deutschen Landtagen und somit ziemlich fest im Sattel. Das als Tatsache hinzunehme­n fällt jedoch vielen schwer.

So wird der AfD von den anderen Fraktionen seit einem Jahr im Bundestag der Posten eines Vizepräsid­enten verweigert, der ihr laut Geschäftso­rdnung zusteht. Und in Berlin möchte eine Waldorfsch­ule ein Kind, dessen Vater AfDPolitik­er ist, nicht aufnehmen. Ebenfalls in der deutschen Hauptstadt wollte der Arbeiter-Samariterb­und für die AfD keine Erste-Hilfe-Kurse anbieten.

Die AfD ist eine unsägliche Partei. Sie hetzt, sie grenzt aus, sie polarisier­t. Und dennoch: So darf man mit den Vertretern einer demokratis­ch gewählten Partei, die nicht verboten ist, nicht umgehen. Man grenzt nicht nur sie aus, sondern auch alle, die sie gewählt haben. Man macht damit genau das, was man ihr – zu Recht – vorwirft.

So zu tun, als gäbe es sie nicht, ist falsch. Wer die AfD bekämpfen will, muss sie inhaltlich stellen und darf ihr nicht auch noch den Status eines Märtyrers verschaffe­n.

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