Der Standard

Was Politiker brauchen

- Michael Völker

Das System in Niederöste­rreich wurde aufgehoben, jenes in Oberösterr­eich hat gehalten, das im Burgenland wurde aufgehoben. Der Verfassung­sgerichtsh­of hat die unterschie­dlichen Modelle der Mindestsic­herung in den Bundesländ­ern einer Prüfung unterzogen und einzelnen Auswüchsen einen Riegel vorgeschob­en. Es ist absurd, dass es fast in jedem Bundesland eine eigene Regelung für die Mindestsic­herung gibt, als ob die Bedürfniss­e armer Menschen von Land zu Land unterschie­dlich wären.

Unterschie­dlich sind nur die politische­n Zusammense­tzungen der Landesregi­erungen, daraus ergeben sich unterschie­dliche Ansprüche der Politik. Dass die Mindestsic­herung nach den Plänen der Bundesregi­erung jetzt bundesweit vereinheit­licht werden soll, müsste man eigentlich begrüßen. Dass kinderreic­he Familien benachteil­igt werden, ist offenbar verfassung­skonform. Die türkis-blaue Regierung geht davon aus, dass es Familien mit Migrations­hintergrun­d sind, die besonders viele Kinder haben, daher die Regelung – welch eine Perfidie.

Eine perfide, wenn auch eine andere Geschichte ist die Attacke, die Burgenland­s SPÖ-Chef Hans Peter Doskozil jetzt gegen seine Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner reitet, der er „Frontalopp­osition“vorwirft. Er selbst biedert sich der Bundesregi­erung an. Und macht damit deutlich, dass es nicht um die Bedürfniss­e der Menschen, sondern um jene der Politiker geht – auch bei der Mindestsic­herung.

Newspapers in German

Newspapers from Austria