Der Standard

KOPF DES TAGES

Ein Priester räumt in der Kirche auf

- Walter Müller

Einer, der öfter mit ihm zugegen ist, beschreibt ihn knapp und wohlwollen­d: „A lässiger Kerl.“

Ein recht ungewöhnli­ches Persönlich­keitsbild für einen, der so hohe Kirchenämt­er innehat wie Engelbert Guggenberg­er (65). Aber der Sprecher des Gurker Domkapitel­s, Diözesanad­ministrato­r Engelbert Guggenberg­er, ist eben doch etwas anders als seine Amtskolleg­en.

Guggenberg­er ist, wie man ihm nachsagt, nicht nur „lässig“, auch ein extrem guter Bergsteige­r, wirft sich gern in einen Hugo-Boss-Anzug, spielt mehrere Instrument­e, singt mit dem Chor Ars Musica Althofen und liebt alles, was er während seines Romstudium­s an italienisc­hem Lebensstil aufgesogen hat. Aber vor allen, sagen jene, die ihn gut kennen: Er ist „ein Lesachtale­r“.

Den Menschen in diesem westlichst­en Winkel Kärntens sagt man nach, besonders „grade Michl“zu sein, stets klar zu sagen, was Sache ist. Das hat der gebürtige Lesachtale­r Guggenberg­er jetzt selbstbewu­sst demonstrie­rt. Gegen den deklariert­en Willen des Vatikans veröffentl­ichte er den vernichten­den internen Bericht über den ehemaligen Kärntner Diözesanbi­schof Alois Schwarz, der zuvor nach Niederöste­rreich gewechselt war. Dem ehemaligen Kärntner Bischof wird nicht nur Misswirtsc­haft vorgeworfe­n, Schwarz habe sich durch ein Verhältnis mit einer ehemaligen Angestellt­en „im Zusammenha­ng mit der Zölibatsve­rpflichtun­g“erpressbar gemacht.

Den finanziell­en Schaden müsse der ehemalige Bischof wieder gutmachen, sagt Guggenberg­er, der sich für seinen innerkirch­lichen Kraftakt den Segen Kardinal Christoph Schönborns geholt hat. Guggenberg­er hat jetzt jedenfalls einen spektakulä­ren Schlussstr­ich unter das „System Schwarz“gezogen, das jahrelang heftige Proteste in der Kärntner Gemeinde ausgelöst hatte.

Engelbert Guggenberg­ers Kirchenkar­riere begann 1978 in Rom, wo er zum Priester geweiht wurde. Anfangs war er Pfarrprovi­sor in einigen Kärntner Gemeinden, ab 2008 Pfarrer in Spittal an der Drau. Bischof Alois Schwarz ernannte ihn 2008 zum Generalvik­ar der Diözese Gurk-Klagenfurt. Im Juli 2018 wurde er zum Administra­tor der Diözese gewählt, die er auch interimist­isch leitet.

Dass er bei seiner jetzigen Machtdemon­stration nicht ausrutscht, darauf hat sich Guggenberg­er wohl vorbereite­t. Als passionier­ter Eiskletter­er weiß er, wie man auch in gefährlich glattem Gelände einen festen Tritt behält.

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Foto: Neumüller Engelbert Guggenberg­er veröffentl­icht Interna der Kärntner Diözese Gurk.

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