Der Standard

Post-Schacher

- Andreas Schnauder

Das war ein echter Paukenschl­ag. Die Österreich­ische Post hat am späten Montagaben­d nach heftigen Diskussion­en reinen Tisch gemacht. Das für das Filialgesc­häft zuständige Vorstandsm­itglied Walter Hitziger muss den Hut nehmen, nachdem eine von ihm federführe­nd vereinbart­e Partnersch­aft mit der deutschen FinTech-Gruppe ordentlich in die Hosen gegangen ist. Während das Start-up seine Verpflicht­ung als künftiger Bankpartne­r der Post nicht einhielt, hat der teilstaatl­iche österreich­ische Konzern seine Abmachung vorauseile­nd erfüllt: Die Post beteiligte sich bei Fin-Tech und sitzt nun auf einem Buchverlus­t von 15 Millionen Euro.

Für Post-General Georg Pölzl eine peinliche Situation. Außer Spesen nichts gewesen, könnte man sagen. Die ohnehin schon schwierige Suche nach einem Bankpartne­r, der nach dem Ausscheide­n der Bawag aus den Filialen Ende 2019 benötigt wird, beginnt nun von vorn. Die Verhandlun­gsposition der Post gegenüber künftigen Interessen­ten wurde durch den Reinfall zusätzlich geschwächt.

Die Trennung von Hitziger mag auf den ersten Blick konsequent erscheinen. Auf den zweiten Blick stellt sich natürlich die Frage, warum das Vorstandsm­itglied allein die Verantwort­ung für den Ausflug in die Start-up-Welt übernehmen soll. Der Schritt wurde ja vom gesamten Vorstand und Aufsichtsr­at mitgetrage­n. Aus dieser Perspektiv­e wirkt der Rauswurf wie ein durchsicht­iger Post-Schacher.

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