Journalisten riskieren immer öfter ihr Leben
Die gefährlichsten Länder für Journalisten waren 2018 Afghanistan, Syrien, Mexiko, Jemen, Indien und die USA, listet die NGO Reporter ohne Grenzen in ihrer Jahresbilanz auf. 60 Medienschaffende wurden dieses Jahr weltweit entführt.
2018 wurden laut Reporter ohne Grenzen 80 Medienmitarbeiter getötet, die meisten in Afghanistan und Syrien. 348 Journalisten sind in Haft.
Journalisten riskieren in vielen Ländern immer öfter ihr Leben. 2018 wurden weltweit mindestens 80 Medienmitarbeiter getötet, 2017 waren es 65, dokumentiert Reporter ohne Grenzen (ROG) in seiner Jahresbilanz. Darin berücksichtigt die NGO nur Fälle, in denen sorgfältig geprüft wurde, dass die Journalisten in direktem Zusammenhang mit ihrer journalistischen Tätigkeit Opfer von Gewalt, Angriffen oder Unterdrückung wurden.
49 der 2018 getöteten Medienschaffenden wurden laut ROG gezielt ermordet, weil ihre Berichterstattung etwa kriminelle Machenschaften von Politikern oder Unternehmern aufdeckte, zum Beispiel der slowakische Investigativjournalist Ján Kuciak, der am 21. Februar in seinem Haus erschossen wurde, oder der saudi-arabische Kolumnist Jamal Khashoggi. Er wurde Anfang Oktober im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet.
Die gefährlichsten Länder für Journalisten waren 2018 Afghanistan, Syrien, Mexiko, Jemen, Indien und die USA. Allein in Afghanistan wurden dieses Jahr 15 Medienarbeiter getötet, in Syrien kamen 2018 elf Journalisten ums Leben.
Wirksame Mittel gefordert
Unter den gefährlichsten Ländern der Welt werden mit Indien, Mexiko und erstmals auch die USA drei Länder aufgelistet, die sich in keinem Krieg befinden.
„Es ist dramatisch, wie viele Journalisten auch außerhalb von Kriegsgebieten getötet wurden“, sagt Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich, „besonders besorgniserregend ist, dass in vielen Ländern die Täter und ihre Auftraggeber nicht zur Verantwortung gezogen werden. Das ist nicht nur dramatisch für die getöteten Journalisten und ihre Angehörigen, das ist auch ein dramatisches Signal an andere Journalisten. Wir fordern von der Staatengemeinschaft endlich wirksame Mittel, um die skandalöse Straflosigkeit für solche Verbrechen zu beenden.“
Mit 348 inhaftierten Journalisten ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent höher. Mehr als die Hälfte sitzen in fünf Ländern in Haft: China, Ägypten, Türkei, Saudi-Arabien, Iran. Von den 60 Geiselnahmen 2018 erfolgten 59 in Syrien, Irak und Jemen. „Die Zahlen zeigen deutlich, dass Handlungsbedarf besteht“, so Möhring. „Wir fordern besseren Schutz für Journalisten, nicht allein ihretwillen, sondern weil wir alle auf unabhängige Informationen heute mehr denn je angewiesen sind.“(red)