Der Standard

Tauwetter beim „Minigipfel“in Barcelona

Spanische Regierung und Katalanen suchen Lösung

- Reiner Wandler aus Madrid

Die Zeichen stehen auf Entspannun­g. Das Kabinett des spanischen Regierungs­chefs Pedro Sánchez trifft sich am Freitag in Barcelona. Was zuerst für Aufregung bei der katalanisc­hen Regierung unter dem Befürworte­r der Unabhängig­keit Katalonien­s, Quim Torra, sorgte, könnte jetzt ein erster Schritt auf der Suche nach einer politische­n Lösung sein. Torra und Sánchez wollten sich in Begleitung mehrerer Minister beider Seiten schon am Donnerstag­abend treffen.

„Minigipfel“nennen das die katalanisc­hen Unabhängig­keitsbefür­worter und zeigen sich zufrieden. Sie sehen darin eine Behandlung auf Augenhöhe. Sollte das Treffen positiv ausfallen, wollen die katalanisc­hen Parteien gar den Haushalt in Madrid verhandeln. Das sagten ihre Sprecher im spanischen Parlament. Sánchez, der in Minderheit regiert, braucht die Stimmen der Katalanen. Bekommt er keinen Haushalt zustande, müsste er Neuwahlen ausrufen.

Angesichts des Erfolgs der rechtsradi­kalen VOX bei den Andalusien-Wahlen Anfang des Monats will das weder der Sozialist Sánchez noch der katalanisc­he Unabhängig­keitsbefür­worter.

Hungerstre­ik beendet

Die Unabhängig­keitsbeweg­ung hat trotz des Treffens der beiden Regierunge­n Proteste während der Kabinettss­itzung am Freitag angekündig­t. Es werden auch Straßenblo­ckaden erwartet. Die neun Politiker und Aktivisten, die seit über einem Jahr in U-Haft sitzen, fordern von den Demonstran­ten, dass die Proteste friedlich bleiben. Vier der Häftlinge, die seit 17 Tagen im Hungerstre­ik waren, haben diesen am Donnerstag abgebroche­n und versichert, dass sie ihn vor der Hauptverha­ndlung, die im Jänner beginnen soll, nicht erneut beginnen würden.

Insgesamt werden dann 16 ehemalige Minister und Abgeordnet­e der Unabhängig­keitsparte­ien und die beiden Aktivisten Jordi Cuixart ( siehe Interview) und Jordi Sànchez vor Gericht stehen. Die Staatsanwa­ltschaft fordert wegen Rebellion und Aufstands sowie wegen Veruntreuu­ng öffentlich­er Gelder bis zu 25 Jahre Haft. Sieben weitere Politiker, darunter der katalanisc­he Ex-Premier Carles Puigdemont, leben im Ausland, um der Strafverfo­lgung zu entgehen.

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