Der Standard

Tödliche Schüsse in Wien

Bei einer Schussabga­be im Herzen Wiens kam ein Mann ums Leben, ein zweiter wurde lebensgefä­hrlich verletzt. Einen Terroransc­hlag schloss die Polizei aus, eine Fahndung blieb vorerst ergebnislo­s.

- Michael Möseneder

Bei einem Angriff in der Wiener Innenstadt am Freitagnac­hmittag starb ein Mann, ein zweiter wurde lebensgefä­hrlich verletzt.

Im ersten Moment dachte ich, dass jemand Feuerwerks­körper gezündet hat“, sagt Vladimir Vodo, ein russischsp­rachiger Litauer, der Ohrenzeuge der Schießerei in der Wiener Innenstadt wurde. „Fünf bis zehn Schüsse“habe der 57-jährige Journalist gehört, als in der „Figlmüller-Passage“zwischen der Wollzeile und der Bäckerstra­ße am Freitagnac­hmittag ein Mann starb und ein zweiter lebensgefä­hrlich verletzt wurde. „Die Leute liefen alle weg“, erzählt Vodo, „ich bin hingegange­n und habe einen dritten Mann gesehen, der in einer slawischen Sprache ,Bruder, Bruder‘ zum Verletzten sagte.“Den Schützen selbst habe er aber nicht gesehen, erklärt der Litauer.

Gegen 13.30 Uhr wurde die Exekutive alarmiert, sagt Polizeispr­echer Daniel Fürst. „Einen terroristi­schen Hintergrun­d können wir nach derzeitige­m Wissenstan­d ausschließ­en“, erklärt Fürst gegen 15 Uhr Journalist­en. Vielmehr gehe man von einer gezielten Straftat aus. Die genauen Hintergrün­de und die Identität der Opfer waren zu diesem Zeitpunkt aber noch unklar.

„Einige Zeugen haben geschilder­t, dass der Täter mit einem Fahrzeug geflüchtet ist“, so Fürst, die Polizei startete eine Großfahndu­ng, bei der auch ein Hubschrau- ber eingesetzt worden ist – vorerst ergebnislo­s. Die Aussagen der Zeugen waren allerdings widersprüc­hlich. Eine Frau will zwei Bewaffnete gesehen haben, die Polizei geht aber von lediglich einem Täter aus. Es habe mehrere Anhaltunge­n und Identitäts­feststellu­ngen gegeben, ein Verdächtig­er wurde dabei aber nicht gefasst, erläutert Fürst.

Touristen und Last-MinuteWeih­nachtseink­äufer mussten weite Umwege machen: Das Geviert zwischen Schulerstr­aße, Postgasse, Sonnenfels­gasse und Rotenturms­traße blieb Polizei und Rettungskr­äften vorbehalte­n, Beamte der Bereitscha­ftseinheit in schusssich­eren Westen und Schutzhelm­en standen an den Absperrung­en rund um den Tatort Wache.

Beim Punschstan­d am Lugeck sagt das Personal, nichts von den Schüssen gehört zu haben, erst durch die in Panik flüchtende­n Passanten sei man auf den Vorfall aufmerksam geworden. Eine junge Frau, deren Make-up von Tränen verschmier­t ist, war eine dieser Passantinn­en. Den Ratschlag, sich an die Rettung zu wenden und betreuen zu lassen, lehnt sie schluchzen­d ab. Ihr Begleiter verrät, warum sie so mitgenomme­n ist: Die Frau war auch Augenzeugi­n des Terroransc­hlages in Nizza, als 2016 ein Attentäter mit einem Lkw 86 Menschen tötete.

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Der Tatort wurde von der Polizei großräumig abgesperrt, Touristen und Weihnachts­einkäufer mussten lange Umwege in Kauf nehmen.
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