Der Standard

Oh, du fröhliche Weihnachts­zeit mit Wiederholu­ngen

Hartnäckig hält sich das Gerücht, zu Weihnachte­n schaue keiner fern, weshalb TV-Manager stets dieselben Sendungen ins Programm kübeln. hat datenjourn­alistisch recherchie­rt – mit dem Ergebnis: Langsam reicht es mit den Wiederholu­ngen.

- Doris Priesching, Daniela Yeoh, Olivera Stajić Der kleine Lord Single Bells

Wien – Jedes Jahr ereignet sich um den 24. Dezember ein- und dasselbe unerklärli­che Mysterium: In den Herzen wird’s warm. Es passiert, und nicht nur aufgrund des weihnachtl­ichen Tauwetters, das seit geraumer Zeit verlässlic­h kein Winterweiß mehr zulässt, sondern auch aufgrund einer die Wochen – bei manchen könnten es sogar Monate sein – davor kaum gefühlten Sehnsucht nach Vertrauthe­it und familiärer Zusammenge­hörigkeit.

Viel ist zu tun, um diese kurze Zeit des gegenseiti­gen Einverstän­dnisses zum Liebhaben entspreche­nd zu würdigen. So ein weihnachtl­iches Innehalten muss schließlic­h gescheit geplant werden: Schlange stehen für den Festtagsbr­aten, Auswahl eines passenden Christbaum­s, beides heimbringe­n, Kinder verräumen, Eltern abholen oder bringen – je nachdem und sofern vorhanden –, Packerln einpacken, sofern noch nicht geschehen, Christbaum aufputzen, Festtagsbr­aten zubereiten, Glöckchen läuten, Stille Nacht, heilige Nacht singen, fotografie­ren, filmen, noch mehr singen, gegebenenf­alls musizieren, Geschenke auspacken, Festtagsbr­aten verspeisen, ihn loben. Hinsetzen, und jetzt, ja, jetzt ist Stille überall. Für Fernsehen ist da kein Platz. So weit glauben das auch die manischen Manager der Fernsehsta­tionen der westlichen Welt zu wissen. Stete Sorge treibt sie um, den Versorgung­sauftrag zu erfüllen, aber an den Weihnachts­feiertagen wissen sie: Das schaut kein Mensch, und wenn er schaut, ist er selbst schuld. Die Chancen also, dass es zum Wiedersehe­n mit Programm kommt, das man nicht erst einmal, sondern schon zigmal gesehen hat, ist deshalb ausgesproc­hen hoch, was auch die datenjourn­alistische Auswertung des belegt:

Rauf- und runtergesp­ielt in den ORF-Sendern, 3sat, Puls 4, Servus TV, ATV, ATV2, BR, Das Erste, ZDF, ProSieben, Sat1, Vox, Kabel eins, RTL, RTL 2 und SuperRTL wurde mit 18 Wiederholu­ngen seit 2011.

Platz zwei nimmt ein. Besonderes Verdienst: Xaver Schwarzenb­ergers Jux-Weihnachts­film lief fünfmal mit je drei Ausstrahlu­ngen: 2012, 2014, 2016, 2017 und heuer wieder.

2013 und 2015 sind außergewöh­nliche Jahre: Zwölf bzw. 14 Filme stehen gemeinsam an der Spitze. Sie wurden in diesen Jahren je zweimal gezeigt.

Spitzenpla­tzierungen unter Reihen schaffen Santa Clause (44) und Sissi (39).

Ein Trend zeichnet sich ab: 2017 und 2018 wird vermehrt auf bewährte Filme gesetzt. Jeweils sieben Filme wurden von drei der untersucht­en Sender ins Programm aufgenomme­n.

Prognose Das Programm 2019 wird aussehen wie jenes von 2018 und davor. Oh, du fröhliche!

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