Oh, du fröhliche Weihnachtszeit mit Wiederholungen
Hartnäckig hält sich das Gerücht, zu Weihnachten schaue keiner fern, weshalb TV-Manager stets dieselben Sendungen ins Programm kübeln. hat datenjournalistisch recherchiert – mit dem Ergebnis: Langsam reicht es mit den Wiederholungen.
Wien – Jedes Jahr ereignet sich um den 24. Dezember ein- und dasselbe unerklärliche Mysterium: In den Herzen wird’s warm. Es passiert, und nicht nur aufgrund des weihnachtlichen Tauwetters, das seit geraumer Zeit verlässlich kein Winterweiß mehr zulässt, sondern auch aufgrund einer die Wochen – bei manchen könnten es sogar Monate sein – davor kaum gefühlten Sehnsucht nach Vertrautheit und familiärer Zusammengehörigkeit.
Viel ist zu tun, um diese kurze Zeit des gegenseitigen Einverständnisses zum Liebhaben entsprechend zu würdigen. So ein weihnachtliches Innehalten muss schließlich gescheit geplant werden: Schlange stehen für den Festtagsbraten, Auswahl eines passenden Christbaums, beides heimbringen, Kinder verräumen, Eltern abholen oder bringen – je nachdem und sofern vorhanden –, Packerln einpacken, sofern noch nicht geschehen, Christbaum aufputzen, Festtagsbraten zubereiten, Glöckchen läuten, Stille Nacht, heilige Nacht singen, fotografieren, filmen, noch mehr singen, gegebenenfalls musizieren, Geschenke auspacken, Festtagsbraten verspeisen, ihn loben. Hinsetzen, und jetzt, ja, jetzt ist Stille überall. Für Fernsehen ist da kein Platz. So weit glauben das auch die manischen Manager der Fernsehstationen der westlichen Welt zu wissen. Stete Sorge treibt sie um, den Versorgungsauftrag zu erfüllen, aber an den Weihnachtsfeiertagen wissen sie: Das schaut kein Mensch, und wenn er schaut, ist er selbst schuld. Die Chancen also, dass es zum Wiedersehen mit Programm kommt, das man nicht erst einmal, sondern schon zigmal gesehen hat, ist deshalb ausgesprochen hoch, was auch die datenjournalistische Auswertung des belegt:
Rauf- und runtergespielt in den ORF-Sendern, 3sat, Puls 4, Servus TV, ATV, ATV2, BR, Das Erste, ZDF, ProSieben, Sat1, Vox, Kabel eins, RTL, RTL 2 und SuperRTL wurde mit 18 Wiederholungen seit 2011.
Platz zwei nimmt ein. Besonderes Verdienst: Xaver Schwarzenbergers Jux-Weihnachtsfilm lief fünfmal mit je drei Ausstrahlungen: 2012, 2014, 2016, 2017 und heuer wieder.
2013 und 2015 sind außergewöhnliche Jahre: Zwölf bzw. 14 Filme stehen gemeinsam an der Spitze. Sie wurden in diesen Jahren je zweimal gezeigt.
Spitzenplatzierungen unter Reihen schaffen Santa Clause (44) und Sissi (39).
Ein Trend zeichnet sich ab: 2017 und 2018 wird vermehrt auf bewährte Filme gesetzt. Jeweils sieben Filme wurden von drei der untersuchten Sender ins Programm aufgenommen.
Prognose Das Programm 2019 wird aussehen wie jenes von 2018 und davor. Oh, du fröhliche!
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