Gelbe Politik
Frankreichs Regierung lässt derzeit die letzten Blockaden der Gelbwesten an Kreisverkehren und Autobahnmautstellen räumen. Auch wenn die Bewegung insgesamt am Abflauen ist, stellte Linkenchef Jean-Luc Mélenchon Präsident Macron eine „Weihnacht an den Kreisverkehren“in Aussicht. Mit seiner Partei Unbeugsames Frankreich setzt er sich wie die Rechtspopulistin Marine Le Pen als Wortführer der Bürgerbewegung in Szene.
Die meisten Gelbwesten verbitten sich aber jede politische Vereinnahmung. Der bekannte Chanson-Sänger Francis Lalanne versucht derzeit, eine Gelbe Liste für die Europawahlen im Mai 2019 zusammenzustellen. Um nicht selber als Trittbrettfahrer der Bewegung zu erscheinen, will der politisch wenig sattelfeste Künstler den ersten Listenplatz frei lassen.
Ohne Anführer und ohne zentrale Organisation haben die „Gilets Jaunes“an den Wahlurnen jedoch wenig Chancen. Und ohne jede Erfahrung geraten sie bereits jetzt in die politischen Mühlen. Rechts- und Linkspopulisten versuchen, auf den gelben Zug aufzuspringen; die etablierten Kräfte – Sozialisten, Republikaner und Macronisten – treten hinter den Kulissen ihrerseits für die Bildung einer Gelben Liste ein – im Wissen, dass diese den Volkstribunen Mélenchon und Le Pen massiv Stimmen wegnehmen würde. So viele Sympathien auch den Gelbwesten entgegenströmen, so unsicher scheint ihre politische Zukunft.