Der Standard

Die neue Kluft

- András Szigetvari

Die Einkommens­schere in Österreich zwischen Arm und Reich geht weiter auseinande­r. Zu diesem Ergebnis kommt der Rechnungsh­of in seiner aktuellen Untersuchu­ng über die Entwicklun­g der Löhne und Gehälter im Land. Wer den Bericht genau liest, stellt aber gleichzeit­ig fest, dass die Entwicklun­g komplexer ist.

Denn in Wahrheit ist in den vergangene­n Jahren eine weitere Zweiteilun­g am österreich­ischen Arbeitsmar­kt entstanden. Da gibt es die Beschäftig­ten, die seit langer Zeit in stabilen Arbeitsver­hältnissen stecken. Dank eines engmaschig­en Netzes aus Kollektivv­erträgen, mit den fix vorgeschri­ebenen Lohnsprüng­en und jährlichen Lohnanpass­ungen, hat diese Gruppe zwar nicht von Megasprüng­en beim Gehalt profitiert. Die Einkommen haben sich aber in der jüngeren Vergangenh­eit und trotz Krise ganz gut entwickelt. Demgegenüb­er gibt es eine große Gruppe an prekär beschäftig­ten Menschen, die nicht vom Fleck kommen. Typisch ist, dass die Betroffene­n immer wieder zeitweilig Arbeit finden und dann wieder aus dem Jobmarkt fallen.

Es sind nicht nur Beschäftig­te der Gig-Economy, die das betrifft, etwa die Uber-Fahrer. Im Handel, selbst in der Industrie tritt das Phänomen auf. Das Problem: Es gibt keine einfachen Lösungen. Nicht einmal Entlastung­en bei Steuern und Abgaben helfen, weil geringere Beiträge an den Staat nichts daran ändern, dass die Beschäftig­ungsverhäl­tnisse instabil sind. Darüber gehört dringend diskutiert.

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