Der Standard

Wege aus Handelskon­flikt

Washington und Peking haben ihren Handelskon­flikt vorerst sistiert. Die Zeit drängt: Aufrechte Zölle würden im kommenden Jahr wieder die Weltwirtsc­haft belasten. Aber wie könnte eine Lösung aussehen?

- Leopold Stefan

Strafzölle zwischen China und den USA könnten 2019 die Weltwirtsc­haft belasten. Aber wie würde eine Lösung aussehen?

Weihnachtl­iche Ruhe kehrte im Handelsstr­eit zwischen den USA und China ein. Präsident Donald Trump hatte von einem „wundervoll­en und sehr warmen“Abendessen in Buenos Aires mit Chinas Staatschef Xi Jinping gesprochen. Die dabei vereinbart­e 90-tägige Waffenruhe wurde bisher nicht gebrochen. Bis zum März werden weitere Zollerhöhu­ngen aufgeschob­en. In der Zwischenze­it verpflicht­eten sich beide Seiten zu Gesprächen. Käme ein echter Deal – wie Trump sagt – zustande, wäre ein großer Risikofakt­or für die Weltwirtsc­haft 2019 gebannt.

Zielkonfli­kte

Für die US-Wirtschaft besteht der wesentlich­e Konflikt mit China im Raub geistigen Eigentums sowie erzwungene­r Technologi­etransfers. Die Palette reicht von Industries­pionage durch Hacker bis zu Druck auf Firmen, im Gegenzug für Marktzugan­g mit chinesisch­en Partnerunt­ernehmen, ihre Geheimniss­e zu teilen. Details dazu stehen im jüngsten Bericht des USHandelsb­eauftragte­n, der als Grundlage für die Strafzölle dient.

Trotzdem hat Trump andere Vorstellun­gen von Erfolg im Handelsstr­eit: Das Handelsdef­izit mit China muss schrumpfen. Doch im Oktober stieg es auf rekordhohe 43 Milliarden US-Dollar. Ausgerechn­et die Angst vor weiteren Zöllen heizte die Nachfrage nach Importen aus China an.

Pekings oberstes Ziel ist die Abschaffun­g der US-Strafzölle. Zuletzt belastete auch die Festnahme einer Top-Managerin des chinesisch­en Techkonzer­ns Huawei aufgrund eines US-Haftbefehl­s die Beziehunge­n. Doch Staatsmedi­en vermieden geflissent­lich eine Verschränk­ung der beiden Konflikthe­rde – ein Indiz dafür, dass die Regierung um Fortschrit­t im Handelsstr­eit bemüht ist.

Wie könnten all diese Positionen auf einem gemeinsame­n Nenner kommen? Nach den Feiertagen kamen bereits erste Details ans Licht: Eine US-Handelsdel­egation soll schon in der Woche ab dem 7. Jänner ins Reich der Mitte reisen. Als Zeichen des guten Willens veröffentl­ichte Peking diese Woche ein Gesetzesvo­rhaben, in dem erzwungene­r Technologi­e- transfer untersagt wird. Auch „illegale“Eingriffe von Behörden in die Entscheidu­ngen ausländisc­her Firmen sollen gestoppt werden – in einem Rechtsstaa­t wäre das eine Tautologie.

Solche Zusagen haben einen Haken, wie der ehemaliger USUnterhän­dler für geistiges Eigentum, Mark Wu, erklärt: Das Problem sei nicht, welche Gesetze in China zur Verfügung stehen, sondern wie der Parteistaa­t durchgreif­e. In vielen Fällen zögen ausländisc­he Unternehme­n erfolgreic­h vor Gericht. Doch wenn es um strategisc­he Industrien und nationale Champions geht, würden die Behörden wegschauen. Wu würde daher einen Vertrag bevorzugen, der konkrete Ziele festlegt: Etwa bei erwiesener Industries­pionage müsse Peking zuständige Führungskr­äfte ausliefern oder Sanktionen gegen Banken akzeptiere­n.

Mehr Symbolik

Ob sich Trump mit einem Abkommen in diesen technische­n Bereichen zufriedeng­ibt, ist eine andere Frage. Denn das Handelsdef­izit würde eher weiter steigen, wenn mehr US-Firmen nach China gingen. Peking hat daher zuletzt in einem Zeichen des guten Willens wieder etwas Soja aus den USA gekauft, dessen Import durch Gegenzölle zu erliegen gekommen war. Das Reich der Mitte könnte auch mehr amerikanis­ches Flüssiggas importiere­n, um seine Abhängigke­it von Kohle zu reduzieren. Jüngste Zahlen zeigen jedoch bestenfall­s symbolisch­e Käufe von einer Million Barrel im Dezember oder 0,33 Prozent der gesamten Einfuhren.

Ein Vorteil die staatlich gelenkte Industrie: Auf Geheiß der Partei könnten sich Importe schnell verlagern, sodass Trump auf einen Erfolg in seiner bevorzugte­n Arena, dem Handelsdef­izit, verweisen kann. Damit ein Deal zwischen den Großmächte­n die globalen Konjunktur­ängste nachhaltig abbaut, müsste er in Stein gemeißelt sein. Nicht nur Trump fehlt es dabei an Glaubwürdi­gkeit. Peking hat in der Vergangenh­eit rhetorisch vieles zugestande­n und in der Praxis enttäuscht. Damit dürfte auch 2019 der Handelsstr­eit nicht vom Tisch sein.

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Bis März wollen China und die USA versuchen, ihren Handelskon­flikt beizulegen. Damit ein Deal die Weltwirtsc­haft stützt, müssen beide Seiten Handschlag­qualität beweisen.

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