Rot-Türkis
SPÖ und ÖVP liebäugeln nach dem Ende der großen Koalition auf Bundesebene mit einer Neuauflage der Zusammenarbeit in Wien. Das letzte Mal gab es diese Konstellation in der Bundeshauptstadt von 1996 bis 2001, als der damalige Stadtchef Michael Häupl (SPÖ) nach der Wien-Wahl die absolute Mehrheit verloren hatte. Der Partner war für die SPÖ nicht billig und kostete zwei Ressorts: Planung und Zukunft sowie Kultur. Geht sich zahlenmäßig sowohl Rot-Grün als auch Rot-Türkis aus, wird die ÖVP diesmal eher billiger als im Jahr 1996 in die Koalition gehen müssen.
Die ÖVP unter Kanzleramtsminister Gernot Blümel wäre für die SPÖ der einfachere Partner bei Themen wie einer Ausweitung der lokalen Verbote. So können sich beide Parteichefs ein Alkoholverbot auch auf weiteren Plätzen vorstellen. Die neue grüne Spitze hingegen blockiert diesbezüglich: So kritisierte Birgit Hebein die erste Amtshandlung Ludwigs, das Alkoholverbot auf dem Praterstern, scharf. Autofahrer könnten in dieser Konstellation aufatmen. Die ÖVP gilt als die Autofahrerpartei der Stadt, Bürgermeister Michael Ludwig als jenem Teil der SPÖ zugetan, der dem motorisierten Verkehr nicht ganz abgeneigt ist. Eine Citymaut hätte noch weniger Chancen, als sie es jetzt mit Grün-Beteiligung hat. Auch ein gemeinsames Öffi-Jahresticket für die Ostregion ist unter Rot-Türkis unwahrscheinlich.
Die türkise Forderung nach Tourismuszonen könnte hingegen eine Chance haben. Zwar hält es Ludwig wie sein Vorgänger – also dass sich erst Wirtschaft und Gewerkschaft auf eine Umsetzung einigen müssten. Der größere Gegner der Sonntagsöffnung sind allerdings in Wien die Grünen.