Der Standard

König Salman baut saudische Regierung um

Außenminis­ter Adel Al-Jubair wurde abgelöst

- Gudrun Harrer

Sonst kommen in Saudi-Arabien die Dekrete von König Salman meist in der Nacht, die aktuelle Regierungs­umbildung erfolgte bei Tageslicht. Es ist ein substanzie­ller Umbau, etliche Minister wurden ausgetausc­ht. Die Position von Königssohn Mohammed bin Salman als Kronprinz, Vizepremie­r und Verteidigu­ngsministe­r bleibt unberührt, aber seine wichtigste Institutio­n, der Nationale Sicherheit­srat, ist von Veränderun­gen betroffen.

Eine Umbesetzun­g gab es auch im Außenminis­terium: Dort wird Adel al-Jubair abgelöst, der im April 2015 in die riesigen Fußstapfen des damals schon schwerkran­ken Prinzen Saud al-Faisal trat, der das Amt unglaublic­he 40 Jahre innegehabt hatte. Al-Jubair, zuvor Botschafte­r in Washington, war mit dreieinhal­b Jahren länger als erwartet im Amt. Sein Nachfolger ist wieder kein Prinz, sondern der frühere Finanzmini­ster Ibrahim al-Assaf. Er gilt als erfahren und profession­ell.

Eine Besonderhe­it in Assafs Biografie ist, dass er im November 2017 unter jenen Personen war, die Kronprinz Mohammed bin Salman unter Korruption­sverdacht im Ritz-Carlton einsperren ließ. Assaf konnte jedoch schon bald wieder gehen, die Vorwürfe erwiesen sich laut einer Kommission als nicht stichhalti­g.

Wie hältst du’s mit MbS?

Und das ist genau die Frage, anhand derer Saudi-Arabien-Beobachter die lange Liste der Neuernannt­en nun durchgehen: Wie steht die jeweilige Person zu MbS, wie Mohammed bin Salman meist genannt wird? Die AP-Korrespond­entin in Saudi-Arabien, Aya Batrawy, etwa meldete auf Twitter, dass der ebenfalls im Ritz-Carlton interniert­e Sohn des 2015 verstorben­en König Abdullah, Miteb bin Abdullah, zum Staatsmini­ster ernannt wurde. Er war bis zur Ausschaltu­ng durch MbS mächtiger Chef der Nationalga­rden. Seine Rehabilita­tion wäre ein starkes Signal an den MbS nicht wohlgesinn­ten Familiente­il.

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