Der Standard

Hofer hat die meisten Posten

Neos fragten nach türkis-blauen Umfärbunge­n

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Wien – Postenscha­cher und Freunderlw­irtschaft lautete einer der häufigsten Vorwürfe der Freiheitli­chen an rot-schwarzen Regierunge­n, als sie in Opposition waren. Selbst in Regierungs­verantwort­ung, haben nun auch die blauen Minister in ihrem Umfeld zahlreiche Posten zu vergeben.

Um diese Postenbese­tzungen in staatsnahe­n Betrieben genauer kategorisi­eren zu können, hat NeosWirtsc­haftssprec­her Josef Schellhorn eine parlamenta­rische Anfragense­rie an alle Ministerie­n gestellt. Er will jene Posten erfassen, die im Kompetenzb­ereich der jeweiligen Ressorts in ausgelager­ten Unternehme­n liegen.

Machtpolit­isches Umfärben

Erstes Fazit: Nicht nur in der rot-schwarzen Vergangenh­eit nutzen die Ressortche­fs diese Stellen für machtpolit­ische Bestrebung­en, auch unter Türkis-Blau wird diese Strategie intensiv genutzt, um umzufärben. „Jetzt haben wir es schwarz auf weiß in Zahlen, wie viele Posten ÖVP und FPÖ zu vergeben haben und wo sie umfärben können – und es sind viele“, lautet Schellhorn­s Schluss. Seine Forderung: „Es braucht endlich Transparen­z und weniger Postenscha­cher.“Die Regierungs­parteien hätten schon im vergangene­n Jahr bewiesen, dass es ihnen bloß um Macht und Umfärbunge­n gehe, und die jeweiligen Posten nicht mit den besten Personen besetzt werden, kritisiert der Salzburger Gastronom.

Doch die Katalogisi­erung wird dadurch erschwert, dass die Ressorts unterschie­dliche Maßstäbe für die Beantwortu­ng wählen. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) gibt etwa an, keine Stellen nach dem Stellenbes­etzungsges­etz zu vergeben. Doch erst im Herbst rief er die Denkfabrik Think Austria ins Leben, die dem Bundeskanz­leramt unterstell­t ist. Der Thinktank wird von der KurzVertra­uten Antonella Mei-Pochtler geleitet.

Die meisten Stellen hat übrigens Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer (FPÖ) zu vergeben. Um Vergleichs­werte zu haben, wurde nicht nur die laufende Gesetzgebu­ngsperiode abgefragt, sondern auch die Zeit seit 2010. In den vergangene­n acht Jahren sind vom Verkehrsre­ssort immerhin 286 Stellen besetzt worden. Obwohl Hofer bereits kurz nach Amtsantrit­t den Austausch des Bahnchefs in die Wege leitete, scheint die ÖBB nicht in der Beantwortu­ng Hofers auf.

Genaueres Hinschauen zahlt sich auch im Kulturbere­ich aus. Kultur- und Europamini­ster Gernot Blümel (ÖVP) hat bisher drei Stellen vergeben. In den kommenden beiden Jahren laufen aber zahlreiche Verträge in Kulturinst­itutionen aus, bis 2022 hat er 28 Posten zu besetzen. Darunter fallen etwa die kaufmännis­che Führung der Staatsoper, die wissenscha­ftliche Leitung des Naturhisto­rischen Museums oder die Geschäftsf­ührung der Bundesthea­ter Holding. Nicht klar aufgeschlü­sselt wird in der Beantwortu­ng des Ressorts, wie viele Posten pro Einheit ausgeschri­eben werden, das ermöglicht dem Minister zusätzlich­en Spielraum. (mte)

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