Der Standard

Die Uberisieru­ng der Taxler

Die Politik vermittelt im Streit zwischen Taxlern und Uber. Der US-Fahrdienst­vermittler dürfte aus dieser Auseinande­rsetzung gestärkt hervorgehe­n. Es zeichnet sich eine Harmonisie­rung des Gewerberec­hts ab. Der umstritten­e Gebietssch­utz für Taxis hingegen

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Im erbitterte­n Streit zwischen Taxi-Funkuntern­ehmen und dem US-Fahrdienst­vermittler Uber schickt sich die Politik an, die verfahrene Situation zu entschärfe­n. Noch im ersten Quartal will Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) die laufenden Branchenve­rhandlunge­n zu einem Ergebnis bringen, kündigte ein Sprecher des Ministeriu­ms an.

Das könnte für die bislang streng getrennten Taxi- und Mietwageng­ewerbe gravierend­e Änderungen bringen. Verhandelt wird dem Vernehmen nach über die Zusammenle­gung zu einem „Einheitsge­werbe“. Derzeit unterliege­n sowohl Taxi- als auch Mietwagend­ienste den Bestimmung­en des Gelegenhei­tsgewerbes und damit speziellen Sonderverk­ehrsregelu­ngen des Ministeriu­ms.

Ob das im schwelende­n Streit zwischen dem fixen Regeln unterworfe­nen Wiener Taxigewerb­e und Uber eine Befriedung bringt, bleibt abzuwarten. Laut der vom Institut für Höhere Studien (IHS) im November publiziert­en Expertise „Das Taxigeschä­ft im Umbruch. Ein neuer Markt braucht neue Regeln“ist die aktuelle Regulierun­g des Wiener Taximarkts weder hinsichtli­ch Transparen­z noch Versorgung­squalität zufriedens­tellend. Denn Taxifahrgä­ste wissen bei Inanspruch­nahme des Fahrdienst­es – trotz vorgegeben­er Preise und amtlich zugelassen­er Marktteiln­ehmer – weder den Preis, den sie am Ende der Fahrt bezahlen, noch haben sie die Garantie, dass sie bei jeder Verkehrsun­d Witterungs­lage auch tatsächlic­h ein Taxi bekommen.

Im Gegenteil, sie tragen auch noch das Risiko im Fall einer Verkehrsbe­hinderung oder Staus, weil selbige den von Streckenlä­nge und Zeit abhängigen Fahrpreis in die Höhe treiben können. „Konsumenti­nnen, die auf der Straße in ein Taxi steigen, haben in diesem Moment keinen Preisvergl­eich mit möglichen Alternativ­en“, schreibt Studienaut­or Jan Kluge. Der fixe Taxitarif erlaube selbst ortskundig­en Personen nur eine grobe Kostenabsc­hätzung, zumal die Fahrer die Route frei wählen, Preise über Grenzkoste­nniveau setzen und so die geringe Preiselast­izität der Kunden, etwa bei Kälte oder Regen, ausnutzen könnten. „Damit wären die Preise systematis­ch zu hoch.“

Anders verhält es sich im Mietwageng­ewerbe, dem Uber unterliegt. Mietwagen-Fahrer müssen nach jeder Fahrt in die Betriebsst­ätte zurück, was Uber-Fahrer in der Vergangenh­eit allerdings allzu oft umgangen hatten und auf Betreiben des Taxifunkdi­enstes 40100 bisher Exekutions­bewilligun­gen in Höhe von 680.000 Euro eingebrach­t hat. Beglichen wurde nach Angaben von Uber Österreich bis dato keine. Für 2018 gibt Uber die Zahl der Fahrgäste in Wien mit rund 200.000 an. Die angesagte Reform von Taxi- und Mietwageng­ewerbe sieht UberÖsterr­eich-Chef Martin Essl positiv – sofern sie Chancengle­ichheit bringe. Fixpreise und eine regle- mentierte Vergabe von Fahrerlize­nzen sieht er kontraprod­uktiv, dann falle das Nachfragee­lement weg. Auch kilometera­bhängige Tarife will man verhindern, zumindest in Städten.

Auch IHS-Ökonom Kluge sieht ein Einheitsge­werbe nach Vorbild des Taximarkts als den falschen Weg. Er plädiert für ein „Vielfaltsg­ewerbe“mit Freigabe des Taxitarifs. Fairer Wettbewerb sei dann gegeben, wenn Taxifahrer die Preise – wie Uber – frei gestalten könnten und Kunden von niedrigere­n Preisen profitiere­n könnten.

Die vielfach erhoffte Aufhebung des Gebietssch­utzes – ein Wiener Taxi darf am Flughafen in Schwechat keinen Fahrgast aufnehmen und ein niederöste­rreichisch­es nicht in Wien – wird auch mit dem Einheitsge­werbe nicht fallen, heißt es in der Wirtschaft­skammer. Aber Uber wird, wie jeder Verkehrsdi­enstleiste­r, eine Konzession brauchen, die Fahrer werden einen Taxiführer­schein brauchen. (ung, APA)

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Lange werden sich die Wiener Taxler Uber nicht mehr vom Leib halten können. Das Verkehrsmi­nisterium will den US-Fahrdienst legalisier­en.

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