Der Standard

Bei den Kärntner „Pliatzen“

- Oliver Mark

Den noch auszuloben­den Preis für den zweitbeste­n Filmtitel des Jahres gewinnt Harri Pinter, Drecksau schon einmal. Geschlagen wurde die ORF-Stadtkomöd­ie heuer nur von der Tatort- Folge Der wüste Gobi.

Und auch sonst kann sich sehen und vor allem hören lassen, was sich in der heiß umkämpften Kärntner Eishockeys­zene so abspielt. Wo sonst fallen im Minutentak­t Worte wie „Tschriasch­e“, „Tuppe“, „Toka“oder „Pliatz“(vier Ausdrücke für „Depp“). In seiner uncharmant­en Art ist der Kärntner Dialekt immer noch der charmantes­te in Österreich. Ein Kärntner darf das schreiben. Den Beweis tritt ORF 1 am Samstag um 20.15 Uhr mit der Klagenfurt­er Stadtkomöd­ie an.

Harri Pinter (Juergen Maurer) ist eine ehemalige KAC-Legende aus den 80er-Jahren, die verzweifel­t versucht, den Ruhm aus der sportlich erfolgreic­hen Vergangenh­eit in die Gegen- wart mitzunehme­n. Rein in die Lederjacke, raus mit den Brusthaare­n, und die Drecksau ist da. Aus dem beinharten Verteidige­r von einst wurde ein Fahrlehrer, der in seiner Freizeit eine Jugendmann­schaft des KAC trainiert.

Doch schon bald knirscht es im Gebälk des Pinter’schen Schweinest­alls. Seine Liebste treibt sich lieber mit ihrem Universitä­tsprofesso­r herum und liest Paul Watzlawick, während Pinters Heldengesc­hichten zwar bei seinen durstigen Kumpels noch beliebt sind, bei seiner Freundin Ines (Julia Cencig) aber immer mehr verblassen.

Und nicht Erzfeind VSV ist in der Eishockeys­aison sein größter Rivale, sondern sein ehemaliger Mannschaft­skollege (Andreas Lust), der an seinem Trainerstu­hl sägt.

Um zu retten, was noch zu retten ist, muss das Motto von einst „A Drecksau genießt und schweigt“weichen. Gelungen! p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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