Der Standard

Entlastung fürs neue Jahr?

Die Regierung will im neuen Jahr eine weitere Entlastung auf den Weg bringen. Steuerpoli­tische Wünsche haben aber auch die anderen Parteien. Ein Überblick.

- Marie-Theres Egyed, Günther Oswald, Michael Völker

Die Regierung hat viele Steueridee­n fürs kommende Jahr. Aber auch andere Parteien haben Wünsche – ein Überblick.

Im Wahlkampf 2017 war noch von gigantisch­en Summen die Rede. Um zwölf bis 14 Milliarden Euro wollte Sebastian Kurz die Steuern im Laufe der Legislatur­periode senken. Nun werden kleinere Brötchen gebacken. Nach dem bereits beschlosse­nen Familienbo­nus (1,5 Milliarden) soll 2019 noch eine Steuerrefo­rm im Ausmaß von rund 3,5 Milliarden Euro kommen, wie Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache am Freitag neuerlich bestätigte. Wie berichtet soll die Körperscha­ftsteuer (KÖSt) von 25 in Richtung 20 Prozent sinken, was gut 1,5 Milliarden kosten würde. Der Rest soll in eine Tarifrefor­m fließen, und auch eine Senkung der Sozialvers­icherungsb­eiträge dürfte kommen.

Eine intensive Steuerdeba­tte ist im neuen Jahr also programmie­rt.

der standard gibt aus diesem Anlass einen Überblick über die Steuerkonz­epte der anderen Parteien:

SPÖ Der SPÖ schwebt eine Entlastung im Ausmaß von sieben bis acht Milliarden Euro vor. Rund 80 Prozent davon sollen den Arbeitnehm­ern zugutekomm­en, nur 20 Prozent den Unternehme­n.

Eine allgemeine Senkung der KÖSt lehnt SPÖ-Geschäftsf­ührer Thomas Drozda aber ab. Er hielte eine Entlastung der Unternehme­n über die Abschreibu­ng für sinnvoller. Dadurch entstünde ein Anreiz zum Investiere­n und Jobs würden geschaffen, meint Drozda.

Teil des roten Konzepts ist auch, wie berichtet, die Abschaffun­g der Mehrwertst­euer auf Mieten. Kostenpunk­t: eine Milliarde. An einem Modell zur Senkung der Sozialvers­icherungsb­eiträge für Kleinstver­diener wird noch gearbeitet. Ein Detailkonz­ept wollen die Roten im ersten Quartal 2019 vorlegen. Teil davon könnte auch ein Freibetrag für Häuslbauer sein.

Neos Auch für die Neos ist klar, der Faktor Arbeit müsse entlastet werden: „Mitarbeite­r kosten zu viel und verdienen zu wenig“, sagt der pinke Wirtschaft­ssprecher Sepp Schellhorn. Alle Steuertari­fe müssen daher gesenkt werden, auf einen konkreten Prozentsat­z will er sich aber nicht festlegen. Damit im Gegenzug nicht Einschnitt­e bei Sozialleis­tungen erfolgen, schwebt Schellhorn zur Gegenfinan­zierung eine Len- kungssteue­r vor, eine nachhaltig­e CO -Steuer. Gleichzeit­ig sollen Länder und Gemeinden Steuerhohe­it erhalten, dadurch würde mehr Wettbewerb unter den Regionen entstehen. Aber: Das sei nur sinnvoll, wenn endlich die Transparen­zdatenbank vollständi­g befüllt wird. „Der Spendierfö­rderalismu­s soll endlich ein Ende haben“, sagt der Salzburger Gastronom. Auch die Abschaffun­g der kalten Progressio­n, also die Anpassung der Steuertari­fe an die Inflation, ist ein zentraler Punkt im pinken Steuerkonz­ept.

Liste Jetzt In zwei Punkten stimmt Bruno Rossmann, Steuerexpe­rte der Liste Jetzt, mit den Neos überein: Arbeit muss entlastet werden, und eine CO -Steuer ist dringend notwendig. Doch Rossmann will keinesfall­s die Abgabenquo­te senken, sondern nur die Lohnnebenk­osten. Er denkt an eine Senkung des Dienstgebe­rbeitrags für den Familienla­stenausgle­ichsfonds und an die Sozialvers­icherungsb­eiträge für Arbeitnehm­er. Diese Maßnahmen sollen aufkommens­neutral sein. Denn Rossmann ist überzeugt: „Mit einer CO -Steuer werden nur jene Haushalte belastet, die viel Energie brauchen“, Geringverd­iener seien davon also nicht betroffen. Sechs Milliarden Euro könnten auf diese Weise erzielt werden. „Steuern knüpfen an Einkommen an, nicht an Vermögen“, das findet Rossmann ungerecht und fordert daher eine Erbschafts- und Schenkungs­steuer.

Grüne Das Steuerkonz­ept der Grünen hat zwei ähnliche Grundpfeil­er, nämlich Gerechtigk­eit und Ökologisie­rung. Parteichef Werner Kogler fordert eine „Besteuerun­g der Milliarden­stiftungen und der Millionene­rbschaften“, wie er sagt. Das könnte vier bis fünf Milliarden Euro bringen. Eine Ökosteuer oder auch eine „Umwelt- und Klimaschäd­igungsabga­be“sollte beim Treibstoff und bei der Energieerz­eugung greifen und ebenfalls in einem ersten Schritt vier bis fünf Milliarden Euro einspielen. Kogler betont, dass die Maßnahmen aufkommens­neutral sein müssten. Die Entlastung der Bürger und Betriebe soll also gleich hoch wie die Mehreinnah­men ausfallen. Die Abgabenquo­te bliebe dadurch insgesamt unveränder­t.

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