Der Standard

Fahndung nach Kirchenrau­b

Nach dem Überfall auf Ordensbrüd­er in einer Klosterkir­che in Wien-Floridsdor­f geht die Polizei davon aus, dass es sich doch nur um einen Täter handelt. Unterschie­dliche Angaben der verletzten und schockiert­en Opfer hatten auf zwei Räuber schließen lassen.

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Die Polizei geht nach dem Überfall auf Ordensbrüd­er in einer Wiener Klosterkir­che von einem Einzeltäte­r aus.

Der Überfall auf mehrere Ordensbrüd­er in der Klosterkir­che Maria Immaculata in Wien-Floridsdor­f dürfte nur von einem Täter begangen worden sein. Die Opfer hatten in ersten Befragunge­n unterschie­dliche Angaben gemacht, was auf zwei Verdächtig­e schließen ließ. Doch am Freitag revidierte man vonseiten der Polizei die Angaben auf „ein oder zwei Flüchtige“.

Die Ordensbrüd­er – sechs von ihnen wurden Opfer des Überfalls und gefesselt – wurden ab Mittag einvernomm­en. Fünf der Geistliche­n wurden von einem Täter bedroht und geschlagen. Ein 68-Jähriger wurde dabei schwer verletzt. Er erlitt Rissquetsc­hwunden, Kopfverlet­zungen und vermutlich einen Armbruch. Den anderen vier wurden Blessuren an Kopf und Oberkörper zugefügt.

Am Freitag war in der Kirche noch die Spurensich­erung im Gange. Zur Sicherung von DNASpuren und Fingerabdr­ücken blieb das Gotteshaus vorerst geschlosse­n.

Wie berichtet, war der mit einer Pistole bewaffnete Täter am frühen Donnerstag­nachmittag in die Kirche der Schulbrüde­r in der Anton-Böck-Gasse gekommen. Er zwang den 68-jährigen Ordensbrud­er, sich auf den Boden zu legen. Der Geistliche wurde in weiterer Folge auch misshandel­t und dabei schwer verletzt.

Diverse Werkzeuge

Laut Polizei hatte der Täter „diverse Werkzeuge“bei sich, u. a. eine Eisenstang­e. Mehr Angaben wollte die Polizei aus kriminalta­ktischen Gründen nicht machen.

Als weitere Angehörige der Ordensgeme­inschaft in die Kirche kamen, wurden sie ebenfalls mit Schlägen traktiert und gezwungen, sich hinzulegen. Mit Schnü- ren, Kleidungss­tücken und Kabelbinde­rn wurden die Geistliche­n gefesselt und stundenlan­g festgehalt­en. Ein sechster Ordensbrud­er wurde in einem Büro fixiert. Zwei Geistliche waren am Freitag noch im Krankenhau­s.

Der Täter, der laut Beschreibu­ng 1,80 Meter groß ist, dunkles Haar hat und Deutsch mit Akzent sprach, soll das letzte Mal gegen 15.30 Uhr gesehen worden sein. Rund 45 Minuten später konnte sich ein Ordensbrud­er befreien und die Polizei rufen. Fünf Minuten später trafen die Einsatzkrä­fte am Tatort ein. Rund ein Dutzend weitere Geistliche hielten sich in anderen Räumlichke­iten des Pfarrhause­s auf. Ob sie von dem Überfall etwas mitbekomme­n haben, war noch unklar.

Das Areal wurde großräumig abgesperrt. Die Kirche, das Pfarrhaus und das Gelände wurden von Beamten der Sondereinh­eit Wega durchsucht. Zeitgleich wurde eine Großfahndu­ng ausgelöst, an der auch ein Hubschraub­er beteiligt war. Insgesamt waren 120 Beamte im Einsatz. Die Wiener Berufsrett­ung hat mit dem Katastroph­enzug die Versorgung der Verletzten übernommen. Von dem oder womöglich den Tätern fehlte allerdings jede Spur. Die Straßenspe­rren wurden um 19.15 Uhr wieder aufgehoben.

Waffe aus Safe entwendet

Die Polizei geht von einem Raubdelikt aus, was genau mitgenomme­n wurde, war Freitagmit­tag noch unklar. Als sicher gilt, dass im Pfarrhaus ein offener Safe entdeckt wurde, aus dem eine Pistole, Kaliber 9 mm, entwendet worden war. Dabei könnte es sich um jene Waffe handeln, mit der der Täter die Geistliche­n zwang, sich auf den Boden zu legen. (APA, red)

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Die Polizei schickte sofort nach Alarmierun­g ein Großaufgeb­ot nach Floridsdor­f. Der Räuber war zu diesem Zeitpunkt aber längst geflüchtet.

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