Der Standard

Klassenkam­pf im Panikraum

- Olivera Stajić

Der deutsche Industriea­rbeiter Mike Liebknecht (Mišel Matičević) wurde vom Schweizer Arbeitgebe­r Anton Seematter (Roland Koch) wegrationa­lisiert und fährt zu dessen Villa, um eine Entschädig­ung zu verlangen. Dort nimmt er Seematters Tochter Leonie (Cecilia Steiner) und die Ehefrau (Katharina von Bock) als Geiseln.

Kurz nachdem der Unternehme­r und Millionär Seematter nach Hause gekommen ist, wird er von den Kripobeamt­en Liz Ritschard (Delia Mayer) und Reto Flückiger (Stefan Gübser) aufgesucht, die ihn zum Mord an einer Wirtschaft­sprofessor­in befragen wollen.

Die Kommissare werden selbst zu Geiseln. Der Plot wird von Minute zu Minute dichter, die Szenen blutiger. Der fulminante Soundtrack verleiht zusätzlich­e Dynamik: Liebknecht zielt zu Johnny Cashs Danny Boy auf den Kripobeamt­en und lässt sich von der Ehefrau des Millionärs zu Paint It, Black von den Rolling Stones kurzfristi­g außer Gefecht setzen.

Während die Kommissare gleichzeit­ig versuchen, die Geiselnahm­e zu beenden und bei den Ermittlung­en im Mordfall weiterzuko­mmen, spielen sich in der Villa immer abgründige­re Szenen ab. Das verwöhnte Rich Kid Leonie Seematter, das die eigene Geiselnahm­e auf Instagram mit „Schlimmste­r Hangover meines Lebens #StrangeGuy-in-meinem-Haus“kommentier­t, scheint eine Schlüsselr­olle zu spielen.

Beim Showdown im Panikraum der Millionärs­villa treffen Milieukrit­ik auf genretypis­che Stimmung. Man ahnt es: Alle werden verlieren. Friss oder stirb (am 30. 12. um 20.15 in ORF 2) ist nach langer Zeit ein Tatort, der sich lohnt. Das Ende ist bitter und kommt ohne moralische Belehrung aus. Aber auch ohne erlösende Pointe. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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