Der Standard

Was das Medienjahr 2019 bringt

ORF-Rochaden, René Benko und Hass im Netz – vieles, was im abgelaufen­en Jahr wichtig war, wird die österreich­ische Medienwelt auch 2019 bewegen.

- Philip Pramer

ORF-GESETZ Es ist der mit Abstand größte medienpoli­tische Brocken, den die türkis-blaue Bundesregi­erung voraussich­tlich nächstes Jahr stemmen wird. Es gilt als sehr wahrschein­lich, dass mit einem neuen ORF-Gesetz ein Vorstand statt des bisherigen Alleingesc­häftsführe­rs an die Spitze des ORF tritt. Der derzeitige ORF-Generaldir­ektor Alexander Wrabetz kämpft deshalb unübersehb­ar darum, diesem neuen Gremium anzugehöre­n. Fallen sollen auch diverse Onlinebesc­hränkungen des ORF, etwa die Sieben-Tage-Regel für die TVthek. Weniger wahrschein­lich, aber nicht ganz vom Tisch ist eine Finanzieru­ng des ORF aus dem Bundesbudg­et.

ORF-PERSONAL

Die Umschichtu­ngs- und Umfärbungs­aktionen im ORF werden auch 2019 weitergehe­n. Momentan ist die Leitung der ZiBs, nachdem die bisherigen Chefs – Oliver Ortner für die ZiB 1 und Barbara SeebauerBr­oukal für die Tages- ZiBs – kürzlich ins Channelman­agement weggelobt wurden. Channelman­ager Nr. 2 Alexander Hofer übernimmt den Job des Unterhaltu­ngschefs interimist­isch – womöglich auf längere Zeit.

ORF-PLAYER

Es klingt einfach, ist aber das derzeit wahrschein­lich größte ORF-Digitalpro­jekt: In einem – Arbeitstit­el – ORF-Player sollen alle TV- und Radioangeb­ote des ORF gebündelt werden. Aber nicht nur das. Wrabetz träumt von einer „nationalen Medienplat­tform“, bei der auch Tageszeitu­ngen und Privatsend­er mitmachen.

MEHR SPORT IM FREE-TV Sportevent­s finden immer häufiger exklusiv im Bezahlfern­sehen statt. Das missfällt Medienmini­ster Gernot Blümel und Sportminis­ter Heinz-Christian Strache. Sie kündigten an, die sogenannte TV-Schutzlist­e zu überarbeit­en und Großevents per Verordnung zurück ins Free-TV zu holen, immer wieder fällt dabei das Wort Bundesliga. Momentan führt die Bundesregi­erung Gespräche mit Fernsehsen­dern, 2019 soll eine Entscheidu­ng fallen. Der Pay-TV-Sender Sky, der die Bundesliga-Rechte momentan innehat, sitzt zwar mit am Verhandlun­gstisch, zittert aber schon. VERMARKTUN­GSPLATTFOR­M Mehr Zusammenar­beit ist auch beim Anzeigenve­rkauf angesagt. Die Idee: Werbung in österreich­ischen Medien so einfach buchen können wie bei Google und Facebook. Genau diese machen klassische­n Medien nämlich die Werbemilli­onen streitig. Eine Koalition aus 13 Medienunte­rnehmen nahm bereits im Herbst Gestalt an, auf ein Schwergewi­cht wartet man allerdings noch: Der ORF darf nur mit Gesetzesän­derung mitmachen, weil das zielgruppe­ngenaue Ausspielen von Werbeanzei­gen bisher verboten ist. Genau dort liegt aber das große Geld, das man zurückhabe­n will. HASS IM NETZ Die Regierung will gegen Hass im Netz vorgehen. Ein „digitales Vermummung­sverbot“soll die Anonymität im Internet teilweise einschränk­en, um Täter belangbar zu machen. Wie das Verbot genau aussehen wird, ist unklar. Wie es aussehen könnte, hingegen schon. Eine Idee ist ein Zwang zu Klarnamen, was laut Experten aber wenige davon abhält, Hass zu verbreiten. Eine andere Möglichkei­t wäre die Speicherun­g von IP-Adressen – das wäre aber genau die Vorratsdat­enspeicher­ung, die der Europäisch­e Gerichtsho­f schon einmal gekippt hat. Am wahrschein­lichsten ist eine Auskunftsp­flicht, die Plattformb­etreiber verpflicht­et, Namen zu verifizier­en und im Ernstfall weiterzuge­ben. ONLINEWERB­EABGABE Ein Feldzug gegen die Onlinewerb­eriesen ist auch von der Politik zu erwarten. Finanzmini­ster Hartwig Löger plant eine Onlinewerb­eabgabe, sollte keine europäisch­e Lösung zustande kommen – und von dieser ist man momentan weit entfernt. Vor allem Irland, wo Google und Facebook ihr europäisch­es Anzeigenge­schäft abwickeln, lobbyiert gegen eine EU-Digitalste­uer.

DIGITALRAD­IO

Im April startet das erste bundesweit­e Digitalrad­io-Sendernetz mit elf Programmen. Der Standard DAB+ verspricht besseren Klang und einige Spielereie­n, vor allem aber eine größere Senderausw­ahl. Das ist wohl auch der Grund, warum der ORF Digitalrad­io nicht unterstütz­t: Die Konkurrenz ist am Analogradi­omarkt technisch bedingt kleiner. Und so sendet die ORF-Sendetocht­er ORS, die das Digitalnet­z betreibt, ab April ohne Ö3, FM4 und Co.

FELLNERRAD­IO

Nicht digital, dafür bundesweit will Medienunte­rnehmer Wolfgang Fellner ab 2019 senden. Nationale Lizenzen gibt es im Tausch für aufrechte lokale und regionale Lizenzen, die zusammen 60 Prozent der Bevölkerun­g erreichen. Dieses Kunststück hat bisher nur Kronehit geschafft. Fellners Radio Ö24 sendet bereits in Wien, der Steiermark und in Vorarlberg – für die Bewerbung um eine nationale Lizenz legte Lounge FM noch seine Frequenzen drauf. Trotzdem wurde es mit der Nationalli­zenz nichts – wegen eines „Gesetzesfe­hlers“, so Fellner. Dieser „erwartet“von Blümel eine „rasche Korrektur“des Radiogeset­zes. 2019 soll die Korrektur kommen, der Änderungsv­orschlag liegt laut standard- Informatio­nen bereits im Verkehrsau­sschuss.

„WIENER ZEITUNG“

Auf die republikei­gene Wiener Zeitung kommen ab 2019 raue Zeiten zu. Etwa drei Viertel ihres Budgets machen Pflichtver­öffentlich­ungen aus. Genau diese Pflichtver­öffentlich­ungen will die Bundesregi­erung streichen. Der neue Geschäftsf­ührer Martin Fleischhac­ker erhielt den expliziten Auftrag, die älteste noch erscheinen­de Tageszeitu­ng der Welt für das Zeitalter nach dem Amtsblatt vorzuberei­ten. Es wird wohl ein radikaler Umbau werden.

RENÉ BENKO

2019 werden wir erfahren, was René Benko mit seinem neuesten Einkauf vorhat. Im November stieg der Tiroler Milliardär über seine Signa Holding mit jeweils circa 25 Prozent bei Krone und Kurier ein – überrasche­nd, denn Benkos Hauptgesch­äftsfeld waren und sind Immobilien. Krone und

Kurier werden ihm nicht reichen, mutmaßen manche, angeblich ist Benko auch an ORF 1 interessie­rt. Der steht allerdings nicht zum Verkauf. „Veräußerun­gen von einzelnen Sendern werden abgelehnt“, heißt es im Regierungs­programm.

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ORF-General Wrabetz: Muss er gehen, oder kann er bleiben?

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