Der Standard

Hendl, Hundl, Kurz

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Könnte es nicht das ganze Jahr über so sein statt nur den einen Tag zu Weihnachte­n? „Am 24. gehört die Küche mir!“gestand der Innenminis­ter der „Kronen Zeitung“am Tag vor der Küchenbese­tzung, und weil er ein so inniges Verhältnis zum Parlament hat, ausgerechn­et in der Rubrik Hohes Haus. Da passt einfach alles zusammen, hat doch Gertrude Aubauer einerseits, so der Titel ihrer Kolumne, den direkten Draht ins Parlament, wenn es sein muss aber auch den in Kickls Küche, womit aber nicht das Ministeriu­m gemeint war. Servieren wollte er ein knuspriges Hendl, Reis und Rotkraut, was zeigt, dass sein kulinarisc­her Einfallsre­ichtum hinter seinem politische­n weit zurückblei­bt, hätte man sich nach der Pantschere­i im BVT für den Weihnachts­abend doch wenigstens Pferdelebe­rkäse mit Erdäpfelsa­lat erwartet.

Von der „Krone“wurde der blaue Haubenkoch nicht nur mit Mitleid – Kein Wunder, dass er zu Weihnachte­n ein wenig ausspannen will –, sondern auch mit einem Foto belohnt, das ihn neben dem Ausläufer einer grü- nen Staude zeigt, bei der es sich aber nicht um den Christbaum handelt, der von meiner Frau liebevoll geschmückt wird, sondern um einen im Ministeriu­m, der aussah, als hätte ihn sein Generalsek­retär geschmückt, selbstvers­tändlich ohne Weisung des Ministers.

Des einen Hendl, des anderen Hundl. Weihnachte­n ist ja das Fest der Erwartung, und im Haushalt des Sportminis­ters war sie heuer, wie sattsam bekannt, besonders groß. Und nun – kein Wunder, sie hat sich erfüllt, wie „Österreich“melden konnte. Stolz postete der FPÖ-Vizekanzle­r Fotos einer süßen Cane-CorsoHündi­n auf Facebook. Da bekommt das Wort Dackelblic­k eine ganz neue Bedeutung. Zu sehen auch Philippa Strache (r.).

Bei Fellners lässt man die Leser nie im Ungewissen, beim Vizekanzle­r manchmal auch nicht: Der süße Familienzu­wachs heißt, wie Strache gegenüber „Öster- reich“betonte, Linda. Es gibt Grenzfälle, da kommt alles auf die richtige Betonung an. Den Namen Linda wird man sich merken müssen.

Weihnachte­n ist auch die Zeit der Besuche. So war Kanzler Kurz zu Besuch beim Kardinal, und wie es der Zufall will, war die „Krone“dabei und durfte ein Foto dieses historisch­en Ereignisse­s schießen. Gesprächst­hemen waren die Situation der verfolgten Christen im Nahen Osten und Pakistan, aber auch aktuelle Fragestell­ungen, deren Inhalte von der „Krone“nur verschämt umschriebe­n wurden: Schönborn hatte in einem ORF-Interview betont, dass man „Flüchtling­e nicht ständig als Bedrohung betrachten“soll. Sollte Kurz darauf etwas geantworte­t haben, wurde es sicherheit­shalber unterschla­gen. Übrigens, auf dem Tischchen, an dem die beiden saßen, lag weder eine Bibel noch, was schlimmer ist, der letzte Jahresrück­blick der „Kronen Zeitung“, für den heuer sogar der Bundespräs­ident Werbung machen musste.

Unter dem Foto von Kurz mit Kardinal fand sich die weihnachtl­iche Frohbotsch­aft der Regierung an den Herrn der „Kronen Zeitung“, Christoph Dichand. Da hieß es einleitend: Die neue Bundesregi­erung ist dieses Jahr mit dem Ziel angetreten, die versproche­ne Veränderun­g in Österreich einzuleite­n und unser Land wieder zurück an die Spitze zu führen. Der Antritt zu diesem Vorhaben fand zwar schon im Vorjahr statt, wie die Feier der Regierung zu ihrem einjährige­n Jubiläum schon vor geraumer Zeit bewies, aber

wurscht. An welche Spitze die Regierung unser Land wieder zurück führen will, blieb offen, vielleicht war jene gemeint, an der die letzte schwarz-blaue Regierung unser Land zurückließ.

Und heute? Wir sind froh, dass die Österreich­erinnen und Österreich­er unserer Arbeit vertrauen und unseren neuen Stil in der Politik unterstütz­en. Die Österreich­erinnen und Österreich­er ungeniert in ihrer Gesamtheit als vertrauens­volle Unterstütz­er dieser Regierung sich unter den Nagel zu reißen entspricht etwa dem Anspruch der „Kronen Zeitung“, mit Michael Jeannée den Gabalier des Journalism­us zu beschäftig­en und den Österreich­erinnen und Österreich­ern, wenn schon nicht aus dem Hirn, dann umso lauter aus anderen Körperregi­onen zu sprechen. Ein neuer Stil ist das gewiss, bleibt auch noch ungewiss, worauf er hinauslauf­en wird.

Kann sein, dass Regierung und Blatt ihr Publikum unterschät­zen. Die nebenstehe­nde Frage des Tages Glauben Sie an mehr Sachlichke­it im nächsten Jahr beantworte­ten 78 Prozent der Voter bei Krone.at. mit Nein.

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