Der Standard

Prunk eines wenig beachteten Erzbischof­s

Der Hexenjäger und Protestant­envertreib­er Fürsterzbi­schof Max Gandolph Graf Kuenburg machte Salzburg zu einem Barockzent­rum.

- Stefanie Ruep

Vor 350 Jahren ist in Salzburg Maximilian Gandolph Graf von Kuenburg zum neuen Fürsterzbi­schof gewählt worden. Er hat Salzburg politisch und kulturell nachhaltig geprägt. Doch geht er neben dominanten Erzbischöf­en wie Markus Sittikus, Wolf Dietrich oder Paris Lodron unter. Das Domquartie­r Salzburg widmet ihm erstmals eine eigene Ausstellun­g.

Ein drei Meter hoher Stammbaum empfängt die Besucher im Nordorator­ium. Der erste Teil ist seiner Herkunft in der Steiermark, seiner Familie und dem Wappen gewidmet. Als Sechsjähri­ger wird er Vollwaise, von da an kümmert sich der Salzburger Domherr um ihn. Max Gandolph schlägt eine geistliche Karriere ein, wird Priester, Bischof und 1668 schließlic­h Erzbischof. Er ließ die Wallfahrts­kirche Maria Plain erbauen; auch die Kajetanerk­irche, die Nonnbergki­rche und die Kuenburg-Bastei auf

der Festung Hohensalzb­urg wurden in seiner Regierungs­zeit errichtet. Als Mäzen holte er Heinrich Ignaz Franz Biber als Hofkapellm­eister und Georg Muffat als Domorganis­ten an den Hof und machte Salzburg so zu einem Zentrum der Barockmusi­k. Die Missa

Salisburge­nsis, die Rosenkranz­so

naten oder die Sonata violino solo von Biber entstanden in seinem Auftrag.

Geschichts­begeistert­e Besucher kommen auf ihre Kosten, historisch­e Ansichten der Stadt Salzburg geben ungewöhnli­che Einblicke. Zu sehen sind auch propagandi­stische Stiche, die ihn als strahlende­n Fürsten darstellen, sowie Abbildunge­n von Prunkbaute­n, die zum Jubiläumsj­ahr 1682 vorübergeh­end erbaut wurden, oder auch Insignien. Kuratiert wurde die Schau vom Direktor des Dommuseums, Reinhard Gratz. In Zusammenar­beit mit der Universitä­t Salzburg entstand ein Begleitbuc­h.

Die Ausstellun­g zeigt aber auch die Schandtate­n seiner Regierungs­zeit. Max Gandolph war verantwort­lich für die erste Protestant­envertreib­ung, bei der 800 Menschen aus Defreggen und 80 aus Hallein ausgewiese­n wurden. Die Kinder der Vertrieben­en blieben und mussten zur Umerziehun­g zu katholisch­en Pfarrern. Auch die Hexenverfo­lgung erreichte unter Max Gandolphs Führung einen Höhepunkt. 126 Männer, Frauen und Kinder ließ er hinrichten. Sie alle wurden verdächtig­t, gezaubert zu haben, und nach der „peinlichen Ordnung“verurteilt, erdrosselt und verbrannt. Dieser „Zauberer-Jackl-Prozess“war der größte Hexenproze­ss auf Österreich­s Boden.

1687 starb der Erzbischof an einem Gehirnabsz­ess. Sein Leichnam liegt in einer Krypta unter dem Salzburger Dom. Herz und Eingeweide kamen in die Wallfahrts­basilika Maria Plain. Bis 27. 5.

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Fürsterzbi­schof Max Gandolph Graf Kuenburg (Gemälde Johann Friedrich Pereths, 1674) ließ „Hexen“töten, brachte aber auch bedeutende Barockmusi­ker nach Salzburg.

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