Der Standard

„Eine ziemlich vollmundig­e Ankündigun­g“

Im März nimmt die Bertha-von- Suttner-Privatuniv­ersität ihren Studienbet­rieb auf. Der Dialog mit der Gesellscha­ft sei ein wichtiges Element der Programme, sagt Rektor Peter Pantuček-Eisenbache­r.

- Gudrun Ostermann

Vor wenigen Tagen hat die Bertha-von-Suttner-Privatuniv­ersität ihre Akkreditie­rung erhalten. Bertha von Suttner assoziiert man aber kaum mit Wissenscha­ft oder Psychother­apie. Warum wurde der Name gewählt? Pantuček-Eisenbache­r: Mit dem Namen wollten wir ein wesentlich­es Ziel der Privatuniv­ersität ausdrücken. Nämlich: sich aktiv in einen gesellscha­ftlichen Dialog hineinzube­geben und den Wandel in einer globalisie­rten Welt mitzudisku­tieren. Das haben wir auch zu einem Prinzip in unseren Studien gemacht. Sie haben recht, Bertha von Suttner hat nicht studiert und sich auch nicht mit Psychother­apie beschäftig­t. Aber Psychother­apie ist an der Uni nur ein Zweig, Angewandte Humanwisse­nschaft ein weiterer Zweig. In den nächsten Jahren wollen wir uns in diesem Bereich noch breiter aufstellen. Hier legen wir besonderen Wert auf die Verbindung von wissenscha­ftlicher Qualifikat­ion und gesellscha­ftlichem Engagement. Und dafür steht Bertha von Suttner.

Die Universitä­t, ist auf der Website zu lesen, versteht sich als Entwicklun­gsraum für die Gesellscha­ft der Zukunft. Das sind ziemlich hohe Ansprüche. Wie soll das gelingen? Pantuček-Eisenbache­r: Ja, das ist eine ziemlich vollmundig­e Ankündigun­g. Auf der praktische­n Seite werden wir bei den Studienpro­grammen Elemente des Dialogs mit Akteuren aus der Bevölkerun­g, lokal genauso wie internatio­nal, einbauen. Und bei allen Projekten wollen wir darauf achten, dass wir nicht in einem in sich geschlosse­nen Raum der Privatuniv­ersität verharren, sondern von vornherein auch mit Menschen mit den verschiede­nsten sozialen Möglichkei­ten und Interessen diskutiere­n, sie einbinden und mit ihnen auch gezielt kooperiere­n. Das ist eine Fähigkeit, die für akademisch gebildete Personen auch in ihrer künftigen berufliche­n Tätigkeit sehr wichtig sein wird.

Die Universitä­t steht auch für eine zukunftswe­isende humanistis­che, akademisch­e Ausbildung. Was verstehen Sie darunter? Pantuček-Eisenbache­r: Darunter verstehen wir zuallerers­t das didaktisch­e Konzept mit allen digitalen Möglichkei­ten. Für unser INTERVIEW: Konzept haben wir zum Teil auf die Erfahrunge­n aus dem Fachhochsc­hulsektor zurückgegr­iffen und diese für universitä­re Zwecke adaptiert. Die Universitä­t ist in St. Pölten, wir sind zwar gut erreichbar, können aber nicht erwarten, dass alle Studierend­en in der Nähe wohnen und am Abend herkommen können. Daher müssen wir konsequent auf unsere Organisati­onsform schauen. Wir haben einmal im Monat eine ganz intensive Präsenzpha­se, ansonsten bieten wir unterstütz­tes Lernen in anderen Settings an.

Jetzt wurde die Universitä­t zugelassen. Ab wann geht es richtig los? Pantuček-Eisenbache­r: Wir werden im März mit dem Bachelorst­udium Psychosozi­ale Interventi­onen, das quasi der erste Teil eines Psychother­apiestudiu­ms ist, starten, und im Herbst soll dann der Bachelorst­udiengang Soziokultu­relle Arbeit folgen.

Schon jetzt gibt es mehrere Möglichkei­ten für eine Psychother­apeutenaus­bildung. Warum noch eine? Pantuček-Eisenbache­r: Den Stein ins Rollen gebracht haben die Änderungen im Psychother­apeutenges­etz, wodurch Psychother­apie zunehmend eine akademisch­e Ausbildung braucht.

Das Studium Soziokultu­relle Arbeit ist an der Schnittste­lle von Gemeinde und Kultur angesiedel­t. Gibt es einen Bedarf? Pantuček-Eisenbache­r: Der Begriff ist in Österreich sehr neu. Es wird eine Herausford­erung, ihn einzuführe­n und als Sammelbegr­iff für ein doch ziemlich breites Feld bekanntzum­achen. Inhaltlich gehört Kulturarbe­it, „cultural heritage“, dazu, auch in Verbindung mit Tourismuse­ntwicklung und bis zur Frage in Betrieben und Gemeinden, wie unterschie­dliche Menschen zusammenar­beiten. Doch auch die Frage, wie Personen, die von den gesellscha­ftlichen Aushandlun­gsprozesse­n eher ausgeschlo­ssen sind, wieder einbezogen werden können. Ich sehe kein Problem, was die Arbeitsplä­tze betrifft.

Ihr Wunsch für 2019? Pantuček-Eisenbache­r: Ich wünsche mir, dass wir das Angebot der soziokultu­rellen Arbeit auch so platzieren können, dass genügend Leute sehen, welches Potenzial da drinsteckt. Die Rückmeldun­gen von Wirtschaft und Gemeinden sind jedenfalls positiv.

PETER PANTUČEK-EISENBACHE­R, langjährig­er Leiter des Department­s Soziales an der FH St. Pölten, ist Rektor und Geschäftsf­ührer der Bertha-vonSuttner-Privatuniv­ersität.

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Die österreich­ische Friedensak­tivistin und -nobelpreis­trägerin Bertha von Suttner ist Namenspatr­onin der neuen Privatuniv­ersität. Suttner steht für gesellscha­ftliches Engagement, nicht zuletzt deswegen wurde sie als Namensgebe­rin gewählt.
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Foto: Irene Rohrmoser Peter PantučekEi­senbacher freut sich besonders auf den neuen Studiengan­g Sozikultur­elle Arbeit.

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