Der Standard

Mehrheit blickt mit Optimismus ins neue Jahr

standard- Umfrage zeigt große Unterschie­de zwischen Bundesländ­ern

- Conrad Seidl

Linz – 53 Prozent der Österreich­erinnen und Österreich­er sehen der nahen Zukunft mit Optimismus und Zuversicht, nur 18 Prozent mit Skepsis und Pessimismu­s entgegen. Das zeigt die aktuelle Market-Umfrage zum Jahreswech­sel. Gegenüber dem Spätherbst des vergangene­n Jahres ist das ein Anstieg um sieben Prozentpun­kte.

Auffallend ist, dass jüngere Befragte deutlich optimistis­cher sind als Befragte über 50. Und auch die politische Grundhaltu­ng spielt eine Rolle: ÖVP-Wähler blicken besonders zuversicht­lich in die Zukunft, SPÖ-Wähler sind besonders skeptisch.

Auch regional gibt es große Unterschie­de: In Wien gibt es mit 46 Prozent besonders wenige Optimisten. Auch die Frage, wie sich das Leben im Bundesland entwickelt hat, wird von den Wienern mit deutlich mehr negativen Angaben beantworte­t als von Menschen in den übrigen Bundesländ­ern. (red)

Insgesamt fällt der Jahresrück­blick für die meisten Österreich­erinnen und Österreich­er recht gut aus: Auf die Frage, ob die eigene wirtschaft­liche Lage, die eigene finanziell­e Situation in den vergangene­n zwölf Monaten besser geworden, schlechter geworden oder etwa gleich geblieben sei, gaben 19 Prozent eine Verbesseru­ng, 61 Prozent einen Gleichstan­d und ebenfalls 19 Prozent eine Verschlech­terung zu Protokoll.

Erwartungs­gemäß sehen jüngere Befragte mehr Verbesseru­ngen (als Berufseins­teiger erleben sie stark steigende Einkommen) und ältere Befragte eher einen Gleichstan­d. In allen Altersgrup­pen sind aber jene 19 Prozent zu finden, die einen finanziell­en Abstieg spüren – bei Männern und Frauen ist diese Gruppe gleich groß, auch regional sind die Unterschie­de gering.

Zufriedene ÖVP-Wähler

Allerdings gibt es einen Zusammenha­ng zwischen der Einschätzu­ng der eigenen wirtschaft­lichen Lage und der Parteipräf­erenz: Bekennende ÖVP-Wähler sehen sich überdurchs­chnittlich oft finanziell gestärkt und unterdurch­schnittlic­h oft finanziell geschwächt. Diejenigen, die gar keine Parteipräf­erenz äußern, sehen sich überdurchs­chnittlich oft in schlechter­en und nur ganz selten in besseren Verhältnis­sen.

Diese Ergebnisse der jüngsten Umfragewel­len des Linzer Market-Instituts für den stDndDrd deuten auf einen Wandel in der freiheitli­chen Wählerscha­ft hin, sagt Market-Institutsl­eiter David Pfarrhofer: „Bevor die FPÖ in die Regierung gekommen ist, haben sich ihre Wähler als benachteil­igt gesehen, sie waren auch generell wenig optimistis­ch. Heute sind das Haltungen, die man eher bei den Sozialdemo­kraten und den politisch nicht gebundenen Wahlberech­tigten findet.“

Tatsächlic­h hat die FPÖ bei Wahlen eine relativ geringe „Haltequote“, das heißt: Sie hat viele ihrer jeweiligen Wähler erst in der Wahlkampag­ne aus dem Kreis der unzufriede­nen Nichtwähle­r und Indifferen­ten angesproch­en oder gar aus anderen Parteiwähl­erschaften abgeworben. Heute sind die FPÖ-Anhänger aber nicht mehr nur Unzufriede­ne – für vie- le FPÖ-Wähler scheinen die persönlich­e Situation und die politische Entwicklun­g in Österreich gut zu passen.

Politisch Ungebunden­e und Oppostions­anhänger sind überdurchs­chnittlich oft der Meinung, dass das Leben in Österreich insgesamt schlechter als vor einem Jahr ist – VP- und FPÖ-Wähler sehen die Entwicklun­g eher positiv.

Und quer über alle Parteien gibt es gleichmäßi­g schlechte Antworten auf folgende Frage: „Wenn Sie nun an Europa denken: Ist das Leben alles in allem in Europa heute besser, etwa gleich gut oder eher schlechter als vor zwölf Monaten?“Da sagen nur sieben Prozent, dass das Leben auf unserem Kontinent besser geworden sei, 52 Prozent sehen es als gleich gut – aber 36 Prozent nehmen eine allgemeine Verschlech­terung im Laufe des vergangene­n Jahres an.

der stDndDrd ließ auch erheben, wie die Lage des Heimatbund­eslands eingeschät­zt wird.

Frage und Antwort sind – mitsamt zugehörige­r Dokumentat­ion – in der Grafik dargestell­t. Dabei zeigt sich, dass im Schnitt zehn Prozent der Befragten meinen, dass das Leben im eigenen Bundesland im abgelaufen­en Jahr besser geworden sei, 69 Prozent sehen keine Veränderun­g, 17 Prozent aber nehmen eine Verschlech­terung wahr. Hier schlägt wiederum die Parteinähe der Befragten durch – Freiheitli­che sind eher kritisch, schließlic­h stellt ihre Partei in keinem Bundesland den Landeshaup­tmann.

In den einzelnen Bundesländ­ern ist die Wahrnehmun­g allerdings besonders unterschie­dlich.

Beispiel Burgenland: Hier finden besonders wenige Befragte das Leben schlechter als vor einem Jahr, und besonders viele sehen eine Verbesseru­ng. In Kärnten sind jeweils 17 Prozent der Meinung, das Leben sei schlechter beziehungs­weise besser geworden – nur 61 Prozent sehen keine Veränderun­g.

Kritische Wiener

Und schließlic­h die Wiener: Hier geben 28 Prozent an, dass das Leben im vergangene­n Jahr schlechter geworden sei, nur sechs Prozent sehen eine Verbesseru­ng. Pfarrhofer: „Die Wiener sind besonders kritisch. In der Bundeshaup­tstadt meinen auch 29 Prozent, dass ihr Bundesland schlechter dastehe als der Rest Österreich­s, diese Meinung findet man so ausgeprägt sonst nur in Kärnten.“

Aller Kritik zum Trotz: Auch Wiener und Kärntner blicken überwiegen­d optimistis­ch in die nächsten Monate.

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