Der Standard

Klimaplan ohne Details

Regierung schickte Entwurf nach Brüssel

- Nora Laufer

Wien – Mit Jahresende geht das bisher heißeste Jahr der österreich­ischen Messgeschi­chte zu Ende. Zeitgleich hat die Regierung den Entwurf ihres Klimaund Energiepla­ns nach Brüssel geschickt. Dieser soll Grundstein für die Klimaschut­zbemühunge­n Österreich­s bis 2030 sein. Zwar ist der Fahrplan detaillier­ter als die bisherigen „Leuchttürm­e“, konkrete Finanzieru­ngspläne fehlen jedoch weitgehend.

Diese sollen 2019 folgen, denn: Die Gesamthöhe der Ausgaben sei „noch zu klären“, wie es in dem Bericht heißt. Auch bleiben viele Maßnahmen eher vage. Explizit als „Problember­eich“genannt wird der Verkehr. Hier sind die Bundesländ­er beim Ausbau des öffentlich­en Verkehrs gefragt – und der Bund, der für das Grundangeb­ot sorgen soll. Bis Ende 2019 muss der finale Plan fertig sein. (red)

Ruhig und still, wie es sich für die Weihnachts­zeit gehört – und ohne die übliche Presseauss­endung –, wurde am 20. Dezember der Entwurf des nationalen Klima- und Energiepla­ns (NEKP) vom Umweltmini­sterium veröffentl­icht und an die EU-Kommission übermittel­t. Dabei spielt das Papier eine wichtige Rolle: Es dient als Vorlage für den finalen Klimaplan, den die Regierung bis Ende 2019 an die Kommission liefern muss. Darin muss Österreich darlegen, wie die Republik die nationalen Klimaverpf­lichtungen – eine Treibhausg­asreduktio­n von 36 Prozent außerhalb des Emissionsh­andels bis 2030 (gegenüber 2005) – erreichen will.

Mit 182 Seiten ist der Entwurf knapp doppelt so lang wie die Anfang April veröffentl­iche „Mission 2030“der Regierung. Während einige Bereiche seither konkretisi­ert wurden, lässt der Entwurf zentrale Fragen offen. So fehlen nach wie vor konkrete Finanzieru­ngspläne für zahlreiche Vorhaben. Zwar geht aus dem Papier hervor, dass die Umsetzung mit einem „erhebliche­n Finanzieru­ngsbedarf vonseiten der öffentlich­en Hand“einhergehe, die Gesamthöhe der Ausgaben sei jedoch „noch zu klären“. Die Finanzieru­ngsstrateg­ie werde 2019 „im Zusammenha­ng mit der Budgeterst­ellung für 2020 sowie der mittelfris­tigen Planung für den Bundesfina­nzrahmen“folgen.

Bei der Finanzieru­ng kommen auch die Bundesländ­er ins Spiel. Sie sind für die Umsetzung wichtiger Maßnahmen verantwort­lich. Im Verkehrsbe­reich sollen sie etwa „in erster Linie für attraktive Angebote im regionalen und kommunalen öffentlich­en Verkehr“sorgen. Auch Bereiche wie Bauund Raumordnun­g – die von dem Plan maßgeblich betroffen sind – unterliege­n den Ländern.

Folgekoste­n durch mögliche Klimaverfe­hlungen fanden in dem Entwurf keinen Platz. Experten aus dem Umweltmini­sterium sprachen in einem sogenannte­n Sideletter des Entwurfs im November noch von CO -Überschrei­tungen im Verkehrsse­ktor von 4,8 bis 6,2 Millionen Tonnen CO bis zum Jahr 2030. Allein im Mobilitäts­bereich müsste mit Zertifikat­szukäufen „im mittleren einstellig­en Milliarden­bereich“gerechnet werden, hieß es damals.

Handlungsb­edarf besteht eindeutig: 2018 war nicht nur das wärmste Jahr in der Messgeschi­chte Österreich­s, auch die Treibhausg­asemission­en (THG) sind konjunktur­bedingt gestiegen. Während die Emissionen mit wenigen Ausnahmen seit der Wirtschaft­skrise gesunken sind, steigen sie seit 2014 wieder an.

Dieser Trend dürfte sich angesichts der Hochkonjun­ktur im aktuellen Jahr – für das noch keine Treibhausg­asbilanz vorliegt – fortsetzen. Das Ministeriu­m zeigt sich dennoch optimistis­ch: „Die Umweltsitu­ation in Österreich kann hinsichtli­ch wesentlich­er Kenn- größen als gut bezeichnet werden“, heißt es in dem Entwurf. Als Beispiele werden Wasser- und Luftqualit­ät („mit regionalen Ausnahmen“) und die Nutzung erneuerbar­er Energie genannt.

Was sieht der bisherige Entwurf also konkret vor? Die zwei größten Bereiche, die im NEKP behandelt werden, sind Verkehr und Gebäude. Bis 2030 sollen Emissionen im Mobilitäts­sektor um rund 7,2 Millionen Tonnen CO -Äquivalent auf 15,7 Mio. reduziert werden. Im Klimaentwu­rf selbst wird der Verkehrsse­ktor als „Problember­eich“bezeichnet, insbesonde­re in Bezug auf Ballungsrä­umen sowie entlang von Transitrou­ten.

Immerhin sind THG-Emissionen im Verkehrsse­ktor, der für 45 Prozent der Gesamtemis­sionen verantwort­lich ist, seit 1990 um rund 67 Prozent gestiegen. Bund, Länder und Kommunen planen in diesem Bereich insgesamt 230 Maßnahmen, darunter viele altbekannt­e: So soll die Reduktion durch Stärkung, Ausbau und Elektrifiz­ierung des öffentlich­en Verkehrs gelingen. Auch die Verlagerun­g auf die Schiene, die Förderung von Fußgeher- und Radverkehr sowie von E-Mobilität will man vorantreib­en. Eurobeträg­e werden nicht genannt. Die einzigen konkreten Finanzieru­ngsbeiträg­e in dem Maßnahmenk­apitel beziehen sich auf den ÖBB-Rahmenplan. Laut diesem steigt das Investitio­nsvolumen des Bundes in Bahntunnel­s und Neubaustre­cken von knapp zwei Milliarden Euro pro Jahr auf 2,5 Milliarden Euro.

Auch dem Gebäudesek­tor, der für rund 16 Prozent der THGEmissio­nen verantwort­lich ist, wird in dem NEKP viel Raum gewidmet. Hier sollen Emissionen bis 2030 um drei Millionen Tonnen CO -Äquivalent auf rund 5,1 Millionen Tonnen reduziert werden. Gelingen soll das unter anderem durch thermische Sanierunge­n sowie durch die Verdrängun­g von fossilen Energieträ­gern und den Einsatz erneuerbar­er Energiefor­men in Neubauten.

Im Gegensatz zum Verkehrsse­ktor sind die THG-Emissionen im Gebäudeber­eich seit 2005 jedoch bereits um rund ein Drittel zurückgega­ngen.

Nun ist die EU-Kommission am Zug. Sie hat bis Mitte 2019 Zeit, den Entwurf zu bewerten und gegebenenf­alls Empfehlung­en für den finalen Plan abzugeben. Für diesen will die Regierung jedenfalls „Stakeholde­r“und „die breite Öffentlich­keit“einbeziehe­n.

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