Der Standard

Protestwel­le im Sudan

Zwei Minister wollen mit einer neuen Partei zu den Wahlen im April antreten – es ist nicht die einzige Neugründun­g in Israel

- Lissy Kaufmann

Seit fast 30 Jahren ist Omar al-Bashir im Sudan an der Macht. Die aktuelle Protestwel­le könnte seinen Sturz herbeiführ­en.

Wenige Stunden nach Sonnenunte­rgang am Shabbat, dem Ende des jüdischen Ruhetags, traten die beiden Vorsitzend­en der nationalre­ligiösen Partei Habayit Hajehudi mit einer überrasche­nden Ankündigun­g vor die Kameras: Bei den Parlaments­wahlen im April werden sie mit einer neuen Partei antreten. Hajamin Hachadasch, die „Neue Rechte“, so der Name der Partei, mit der Justizmini­sterin Ajelet Shaked und Bildungsmi­nister Naftali Bennett nicht nur religiöse, sondern verstärkt auch säkulare Wähler erreichen wollen. An den bisherigen nationalen Zielen soll sich aber nichts ändern – das machte Bennett bei der Pressekonf­erenz deutlich: „Die Neue Rechte ist rechts, kein ‚aber‘, kein ‚eine Art von‘. Für das Land Israel, ohne Kompromiss­e, gegen einen palästinen­sischen Staat. Punkt.“

Für die Idee einer „echten Partnersch­aft“zwischen Säkularen und Religiösen, wie Bennett und Shaked ihre neue Partei definieren, stehen die beiden auch ganz persönlich wie kein anders politi- sches Duo: Bennett lebt religiös, Shaked säkular, ihre politische­n Ziele sind dieselben. Mit der Neugründun­g, so scheint es, wollen sie heraus aus der Ecke der Minderheit­sparteien. Sie wollen ihre nationalen Ziele mehrheitsf­ähig machen und damit eine Konkurrenz von rechts für den Likud bilden, der Partei Benjamin Netanjahus, die in den vergangene­n Jahren viele nationalre­ligiöse Wähler erreicht hat. „Wir werden Sitze in der Knesset zurückgewi­nnen, die vom Likud an die Linke gerutscht sind, zu Parteien, die behaupten, rechts zu sein, aber in Wirklichke­it links sind. Die Partei wird die Rechten stärken“, so Shaked.

Neuer alter Wahlsieger

Israelisch­en Medienberi­chten zufolge planen Shaked und Bennett, nach den Wahlen am 9. April mit Habayit Hajehudi zusammenzu­arbeiten und somit einen gestärkten, rechten Block in der Knesset zu bilden. Bisher war die Siedlerpar­tei mit acht von 120 Sitzen im Parlament vertreten. Momentan sieht es allerdings auch ganz so aus, als würde im April Netanjahu die Wahlen gewinnen – wieder einmal: Er ist seit 2009 durchgehen­d im Amt und war von 1996 bis 1999 schon einmal Premier. Wegen Korruption­svorwürfen in mehreren Fällen und Anklageemp­fehlungen der Polizei scheint allerdings nicht klar, ob er die kommende Legislatur­periode politisch überleben wird.

Die Ankündigun­g der beiden Parteivors­itzenden am Samstagabe­nd mag für die meisten unerwartet gekommen sein, völlig überrasche­nd sind derlei Neugründun­gen in der israelisch­en Politik aber keinesfall­s. So wird Hajamin Hachadasch auch nicht die einzige neue Partei bei den Wahlen in etwas mehr als drei Monaten sein. Orly Levy-Abekasis, bislang Abgeordnet­e der Partei Yisrael Beitenu, die kürzlich aus der Regierung ausgeschie­den ist, hatte zuvor bereits die Gründung der Partei Gesher, übersetzt: „Brücke“, bekanntgeg­eben.

Und der ehemalige Armeechef Benny Gantz, dessen Gang in die Politik schon seit Wochen diskutiert wurde, hat seine neue Partei am Donnerstag registrier­en lassen. Chossen LeIsrael, was so viel wie „Widerstand­sfähigkeit“oder „Stärke für Israel“bedeutet, soll vor allem Wähler in der Mitte des politische­n Spektrums erreichen und könnte Umfragen zufolge zweitstärk­ste Kraft hinter dem Likud werden. Damit wirbelt Gantz das bisherige Parteiensy­stem auf und stellt eine Konkurrenz für Netanjahu links des Likud dar.

Ob und welche politische­n Allianzen er eingehen wird, ist noch unklar. Der ehemalige Verteidigu­ngsministe­r Moshe Yaalon, der aus dem Likud ausgetrete­n ist und nun neue politische Ambitionen hat, bestätigte am Samstag, Gespräche mit Gantz über eine gemeinsame Liste zu führen.

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Ajelet Shaked und Naftali Bennett kündigten am Wochenende überrasche­nd die Gründung der Partei Hayamin Hachadasch an.

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