Der Standard

Kurz auf Distanz zu Landau

Christlich-soziale Politik definiert die ÖVP selbst

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Wien – Bundeskanz­ler Sebastian Kurz hat sich am Wochenende eine Interpreta­tion der christlich­sozialen Positionen seiner ÖVP durch Dritte verbeten. In der Zeit im Bild 2 sagte der Kanzler zum Vorwurf von Caritas-Präsident Michael Landau, der ÖVP mangle es an Empathie: „Ich glaube, dass der Michael Landau, den ich gut kenne, alles ist, nur kein ÖVP-Mitglied. Ich bezweifle auch, dass er ein (ÖVP-)Wähler ist. Ich weiß, dass ich in unterschie­dlichsten Bereichen eine andere Meinung habe als er.“

Das sei gut so in der Demokratie. „Was christlich-sozial ist, das können wir gern diskutiere­n. Da gibt es wahrschein­lich nicht den einen, der ein Recht hat, darüber zu richten. Da wird es unterschie­dliche Definition­en geben. Ich persönlich halte unsere Mindestsic­herungsref­orm für sehr christlich-sozial, weil aus meiner Sicht sozial ist, was stark macht – und nicht, was in Abhängigke­it hält.“

Persönlich sei seine Position schon als Obmann der Jungen ÖVP gewesen, dass er sich weniger der konservati­ven Säule seiner Partei als der christlich-sozialen und der liberalen Säule zugehörig gefühlt habe, sagte Kurz.

Ausgangspu­nkt der vom Kanzler aufgegriff­enen Diskussion war eine Aussage von Landau vor Weihnachte­n. Der Caritas-Chef hatte – wie auch Kardinal Christoph Schönborn im stDndDrdIn­terview – „Empathie-Defizite“in der Regierung geortet. „Wichtiger als neuer Stil ist guter Stil“, hat Landau einen Slogan der KurzÖVP aufgegriff­en und gemeint: Maßnahmen wie die Kürzung der Mindestsic­herung gingen an der Lebensreal­ität der Menschen vorbei. Auch müssten Fluchtwege für Gefährdete offen bleiben.

Landau hatte dafür Applaus von SPÖ-Geschäftsf­ührer Thomas Drozda („Die Kritik ist gerechtfer­tigt“) und scharfen Widerspruc­h von FPÖ-Klubomann Johann Gudenus geerntet. Dieser richtete am Weihnachts­tag ein Posting an „den Herrn Landau“und wirft ihm „Profitgier“vor: „Er kann es nicht einmal zu Weihnachte­n lassen, sein Geschäftsm­odell auf Kosten der Steuerzahl­er voranzutre­iben. Menschlich­keit oder doch reine Profitgier?“

Caritas-Generalsek­retär Klaus Schwertner war daraufhin seinem Präsidente­n zur Seite gesprungen. (red)

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Foto: APA/Fohringer Caritas-Chef Landaus Aussagen bleiben strittig.

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